Archiv | Dezember 2013

Neujahrswünsche

Neujahrswünsche

Das wünsche ich Dir und mir für das neue Jahr:

 

Liebe und Arbeit.

Kampf und Kontemplation.

Geben und Nehmen.

Kommen und Gehen.

Pflicht und Kür.

Denken und Fühlen.

Tag und Nacht.

Bewahren und Verändern.

Für-Dich-Sein und Für-Jemand-Sein.

Kreuz und Auferstehung.

 

Fällt Dir auch etwas auf?

Das alles haben und sind wir bereits.

 

Jahrelang waren Bücher mit Titeln wie

„Bestellungen ans Universum“ o.ä., Bestseller.

Viele Menschen sind dadurch in tiefe depressive

Verstimmungen geraten,

weil es nicht geklappt hat.

 

Dahinter verbergen sich mindestens zwei Wahrheiten:

 

  1. 1.    Wir Menschen assoziieren unsere Wünsche mit

Erwartungen und Forderungen.

Aber all das, was wir unbedingt wollen,

bekommen wir nicht.

(siehe auch die guten Vorsätze für das neue Jahr).

 

  1. 2.    Alles, was wir uns wünschen,

kommt aus einem Gefühl des Mangels,

wir möchten etwas, das wir nicht haben.

Und so tragen wir Defizitorientierung vor uns her.

Und Unzufriedenheit.

 

Hilfreicher könnte doch sein,

nach hinten zu blicken und zu sagen:

all das Schöne, das war in 2013,

will ich bewahren.

Und all das weniger Schöne, will ich verändern.

Ich will Verantwortung übernahmen für mein Leben

und das anderer.

So könnte ich aus der Vergangenheit,

für die Zukunft lernen.

 

Aber – Du hast es längst bemerkt:

Klammheimlich haben sich auch hier wieder

Wünsche eingeschlichen.

Und sofort ist er wieder da,

der Blick auf das Fehlende.

 

Da bleibt wohl nur dies:

Wir schauen weder auf das was war,

noch auf das, was sein soll.

 

 

Wir schauen

an diesem Altjahrsabend auf das, was IST.

 

Unser ganzes Sein und Haben

ist von Liebe erfüllt.

Tief in uns drin tragen wir

unausrottbaren Frieden.

Geheizte Wohnung.

Duftender Kaffee.

Liebe Menschen.

Sogar das Geld langt.

Die Schmerzen sind erträglich.

Wir sind geborgen und getragen.

Wenn wir achtsam in uns hinein spüren,

ist da ein starkes Gefühl von Glücklichsein

und von glücklich machen wollen.

 

Und wenn wir genau hin schauen,

ist es grenzenlose Dankbarkeit,

die sich ausdehnen möchte.

 

Wozu vom hawaiianischen Strand träumen,

wenn unsere Seele

in der himmlischen Fruchtblase plätschert?

 

Und hier das Neujahrs-Geheimnis 2014:

So lange wir glauben, wir müssten nach „Hawaii“,

bekommen wir es nicht.

Aber wenn wir sehen, dass wir alles haben,

was wir brauchen, kommt „Hawaii“ noch hinzu.

 

Vielleicht ist der Vers im Neuen Testament

genau so zu verstehen:

Wer weiß, dass er viel hat,

dem wird viel hinzu gegeben,

wer glaubt, wenig zu haben,

dem wird das Wenige auch noch genommen.

 

Viele Dinge sind uns viel zu selbstverständlich

in unserer Umgebung des Wohlstandes.

Nur das eine nicht.

 

Und deswegen wünsche ich Dir und mir

für den Jahreswechsel und für 2014

von ganzem Herzen

Dankbarkeit.

Süße Feige

Süße Feige

 

Es gibt so ein paar Dinge in meinem Leben,

die mir Angst machen:

 

Manchmal habe ich Angst,

die Wahrheit zu sagen oder zu ertragen.

Manchmal habe ich Angst,

gegen Ungerechtigkeit aufzustehen.

Manchmal habe ich Angst,

Veränderung zu wagen.

Manchmal habe ich Angst,

auf mein Rechthaben zu verzichten.

Manchmal habe ich Angst,

meinen Wohlstand zu teilen.

Manchmal habe ich Angst,

glücklich zu sein und zu machen.

 

Alles Dinge, bei denen ich mich meistens nicht traue.

Da bin ich eher feige.

 

Als den Hirten

die große Freude verkündigt wurde,

fürchteten sie sich sehr.

Und nachdem sie bei der Krippe waren,

waren sie nicht schlagartig stark, reich und mutig.

Sie gingen zurück zu ihren Schafen.

 

Was die Könige gemacht haben, wissen wir nicht.

Vielleicht sind sie Hirten geworden.

Oder sie haben ihre Länder wie Hirten regiert.

 

Die Weihnachtsbotschaft

ist für alle Schwachen, Armen, Traurigen, Gescheiterten.

Und für alle Feigen.

 

Die Starken, Reichen und Mutigen

brauchen keine Weihnachtsbotschaft.

Sie denken, dass sie alles haben, was sie brauchen

Und dass sie es alleine schaffen.

 

Und ich?

Wenn ich stark sein will, reich und mutig,

brauche ich keine Weihnachtsbotschaft.

 

Da bin ich lieber feige.

 

Und mir fällt die Feige ein.

Welch eine wunderbare Frucht:

Weiche Schale und weicher Kern.

Zuckersüß.

Voller Vitamine und Leben.

 

Da bin ich lieber eine süße Feige voller Leben.   

 

Wenn es um die Wahrheit geht,

um Ungerechtigkeit oder Veränderung,

um Rechthaben, Wohlstand oder Glück,

weiß ich manchmal nicht,

was zu tun oder zu lassen ist,

zu denken oder zu fühlen.

Ich weiß es nicht,

ich kann es nicht,

ich traue mich nicht.

Ich bin der/die süße Feige.

 

Vielleicht ist dies die Weihnachtsbotschaft:

Wer endlich nicht mehr glaubt

stark, reich und mutig sein zu müssen,

sondern sich TRAUT

feige zu sein und bei den Feigen zu sein

und bei all denen,

die schwach, arm, traurig, gescheitert

und ehrlos sind wie die Hirten,

ist vielleicht der,

der wirklich ermutigt ist

und wirklich ermutigend.

 

Und wenn ich mich noch nicht einmal traue

feige zu sein,

dann gehe ich einfach zurück zu dem,

was zu tun ist.

 

Irgendwas ist immer.

Anders schenken

Anders schenken

Würde Dir gern mehr Aufrichtigkeit schenken,

ganz ohne Angst davor, zurückgewiesen zu werden.

Stattdessen gehe ich lieber in mein Schneckenhaus,

voller selbstmitleidiger Einsamkeit.

Manchmal brauche ich genau dieses Versteck,

um DICH wieder besser hören zu können.

Und manchmal geschieht dann das Wunder,

teilweise oder auch nicht oder ganz und gar.

Würde Dir gern mehr Freiheit schenken,

ganz ohne Angst davor, Dich zu verlieren.

Stattdessen versuche ich Dich umzuerziehen,

blind für das Geschenk Deiner Andersartigkeit.

Manchmal brauche ich genau diese Dunkelheit,

um DICH wieder besser sehen zu können.

Und manchmal geschieht dann das Wunder,

teilweise oder auch nicht oder ganz und gar.

Würde Dir gern mehr Berührung schenken,

ganz ohne Angst davor, mich zu verlieren.

Stattdessen gehe ich lieber auf Sicherheitsabstand,

mit dem dumpfen Verstand, der das Herz verschließt.

Manchmal brauche ich genau diese volle Nase,

um DICH wieder besser riechen zu können.

Und manchmal geschieht dann das Wunder,

teilweise oder auch nicht oder ganz und gar.

Würde Dir gern mehr Hingabe schenken,

ganz ohne Angst davor, mich aufzuopfern.

Stattdessen verschenke ich nur einzelne Teile von mir,

mit dem schalen Geschmack strategischen Liebens.

Manchmal brauche ich genau diese taube Zunge,

um DICH wieder besser schmecken zu können.

Und manchmal geschieht dann das Wunder,

teilweise oder auch nicht oder ganz und gar.

Würde Dir gern mehr Dankbarkeit schenken,

ganz ohne Angst davor, nicht gewürdigt zu werden.

Stattdessen tyrannisiere ich Dich mit meinen Sehnsüchten,

in der Kälte erzwungener Zuneigung frierend.

Manchmal brauche ich genau diese Gefühllosigkeit

Um DICH wieder besser spüren zu können.

Und manchmal geschieht dann das Wunder

das Leib, Seele und Geist erschaudern lässt,

teilweise oder auch nicht oder ganz und gar.

Auf dem Weg

Auf dem Weg

 

In manchen Kindertagesstätten werden im Advent

die Krippenfiguren jeden Tag ein Stück vor gerückt,

auf ihrem Weg zum Stall.

 

Mir fallen dabei die Heiligen drei Könige auf.

Was macht die eigentlich heilig ?

Das sind doch Herrscher von Weltreichen,

die ihren Arbeitsplatz verlassen haben.

 

Vielleicht genau das:

Sie haben das Herrschenmüssen unterbrochen.

 

Niemand sagt über die drei Könige,

dass sie gesündigt hätten

und Böses getan hätten,

dort in ihren Königreichen

(obwohl das nahe liegt, wenn man herrschen muss).

 

Nein, wir wissen nur,

dass die Heiligen drei Könige

zum Stall gegangen sind,

vor dem Kind gekniet haben

und Geschenke dabei hatten.

 

Und wir dürfen uns fragen,

was die Botschaft sein könnte

in diesen wunderschönen Symbolen

der Weihnachtsgeschichte.

 

Die drei Könige haben alles verlassen,

was ihnen bisher wichtig war:

Macht, Gewalt, Wichtigkeit, Wissen und Reichtum.

(obwohl niemand sie für all das angeklagt hat).

 

Advent für uns

könnte doch dies sein:

niemand klagt uns an für

Macht, Gewalt, Wichtigkeit, Wissen und Reichtum.

Wahrscheinlich brauchen wir von all dem noch ein wenig

zum Überleben.

 

Bleibt die Frage allerdings,

ob es uns wahrhaft froh macht,

Macht, Gewalt, Wichtigkeit, Wissen und Reichtum ?

Und ob Leben mehr ist als das ?

 

Für mich bedeutet Advent dies:

Ich verlasse den Palast meines Verstandes

und mache mich auf den Weg

zum Stall meines Herzens.

 

Kein weiter Weg übrigens.

So ungefähr 40 Zentimeter,

vom Hirn zum Herz.

(je nach Körpergröße)

Ein kleiner Hüpfer nur.

Ein gedanklicher Hüpfer.

Nein, ein besinnlicher Hüpfer.

Eine Entscheidung,

die ich in einer Sekunde fällen kann.

Nein, keine Entscheidung.

Auch kein Gefühl.

Es ist ein Wissen,

das mehr ist als Verstandeswissen.

Das tiefe, innere Wissen,

dass es in meinem Herzensstall schöner ist,

als in meinem Verstandespalast.

 

Weder muss ich meinen Verstandespalast verurteilen,

noch muss ich meinen Herzensstall ausmisten.

 

Ich darf sein mit

Macht, Gewalt, Wichtigkeit, Wissen und Reichtum.

UND

in diesen Tagen

immer wieder mal inne halten

und in meinem Herzen nieder knien.

 

Hin und wieder bekomme ich so eine Ahnung,

dass ich meinen wahren Reichtum

in der Armut meines Herzensstalles finde.

 

Und wenn ich dann zurück muss

in meinen Verstandespalast

berührt mich das Wissen,

dass ich Geschenke verteilt habe.

 

Und dass ich mich gern bald

wieder auf diesen Weg mache.  

Herzblick

Herzblick

Vieles ist nicht mehr sicher in dieser Welt.

Da hilft auch Advent nicht.

Eins aber ist garantiert:

Weihnachten kommt,

auch dieses Jahr.

Falls uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt.

(Besser wäre wahrscheinlich,

er würde uns DURCH den Kopf fallen,

ins Herz hinein).

 

Weihnachten kommt ganz sicher,

inklusive der Adventszeit,

mit all ihren schönen Erwartungen.

Und all den Erwartungen,

die wir oft als Belastung empfinden:

Frieden, Gänsebraten, Schnee, Religion, Spenden,

Familie, Lichterkette, Gefühl, Glühwein, Harmonie

Und Glöckchenklingeln.

 

Wie kriege ich das nur hin,

dass mir dieses Jahr

der Himmel mal DURCH den Kopf fällt ???

 

Zwei Dinge will ich gern mal probieren.

Erstens:

Ich will gerne mal glauben,

dass das kleine, süße Jesuskind

inzwischen erwachsen geworden ist,

zum Heilen, Verbinden und Trösten,

durch Sterben und Auferstehen.

 

Zweitens:

Ich will gerne mal probieren,

die Erwartungen nicht mehr zu reduzieren,

sondern sein zu lassen.

 

Wenn mein kleiner Enkel

ein bisschen fremdelt

und sich am bergenden Hals seiner Mama versteckt

und ich keine Erwartungen habe,

kein Drängen, keine Antworten und keine Lösungen,

dann entscheidet er sich für mich

(der sich längst vorher für mich entschieden hatte).

Und dann sind wir beide einfach nur da.

 

Wenn ein ratsuchender Mensch

ein bisschen fremdelt

und sich hinter seinem Schmerz versteckt

und ich keine Erwartungen habe,

kein Drängen, keine Antworten und keine Lösungen,

dann entscheidet er sich für mich

(der sich längst vorher für mich entschieden hatte).

Und dann sind wir beide einfach nur da.

 

Wenn der Gott seiner Ebenbilder

ein bisschen fremdelt

und sich hinter seiner Sehnsucht versteckt

und ich keine Erwartungen habe,

kein Drängen, keine Antworten und keine Lösungen,

dann entscheidet er sich für mich

(der sich längst vorher für mich entschieden hatte).

Und dann sind wir beide einfach nur da.

 

In allen drei Fällen wird aus einem Augenblick

ein Augen-Blick auf Augenhöhe,

mit Geben und Nehmen.

Und aus dem Augen-Blick ein Herzblick.

 

Da geht eine angelehnte Tür weit auf.

Und zwei Kinder werden in die Krippe gelegt,

der andere und ich.

 

Da werden Luxusherzen mit Erwartungsgelüsten

entrümpelt.

Und werden zu Entbindungsstationen.

 

Vielleicht ist es so:

Immer dann,

wenn ich einfach nur ganz da bin,

erfüllt sich wie von selbst

Heilen, Verbinden und Trösten.

Erfüllt sich Gottes innigstes Sehnen.