Langeweile
Langeweile
„Mir ist so langweilig“
sagt das Kind,
„was soll ich denn nur tun?“
Diese Frage bringt Eltern und Erzieherinnen
immer wieder in ein Dilemma:
es ist schön gefragt und gebeten zu werden,
weil wir gerne helfen.
Also machen wir manchmal Vorschläge.
Gleichzeitig wissen wir,
dass ein Kind nur dann selbstständig werden kann,
wenn wir nicht seine Animateure, Vorturner,
und Konfliktlöser sind.
Vielmehr sollten wir die sein,
die dem Kind Räume ermöglichen,
in denen es seinen eigenen Weg finden kann.
Deswegen ist die womöglich hilfreichste Reaktion
auf die beklagte Langeweile, diese:
„Ach, ist das schön“.
Warum aber gelingt es uns manchmal nicht,
pädagogisch reflektiert und entwicklungsfördernd
auf die beklagte Langeweile zu reagieren?
Vielleicht deswegen,
weil wir selbst nicht immer zutiefst überzeugt sind
von der Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit
des Geschenks der Langeweile.
Und wenn wir ganz ehrlich sind,
gibt es in unserem Erleben immer wieder Momente,
in denen die Langeweile unerträglich ist.
Das geschieht zumeist in der Freizeit.
Immer wieder auch in Beziehungen.
Manchmal sogar im beruflichen Kontext.
Da kann die Langeweile so unerträglich werden,
dass wir unglaublich phantasievoll und kreativ werden,
um sie möglichst rasch zu beenden.
So ergibt sich eine Vielzahl von Auswegen:
Sport, Spiel, Spannung in der Freizeit,
oder übermäßiger Konsum bis hin zur Sucht.
Installierung von Dramatik in Beziehungen –
wir streiten oder trennen uns lieber,
als dass wir gemeinsam Langeweile genießen.
Anspruchsdenken, Stress und Leistungsdruck
im beruflichen Kontext,
vielleicht auch, um sich besser spüren zu können.
Insgeheim ahnen wir,
dass all diese Ersatzbefriedigungen
nicht einem gelingenden Leben dienen,
und nicht zu Zufriedenheit und Wohlbefinden führen.
Oftmals sitzen wir selbst vor der angelehnten Tür,
hinter der das Gelingen eines zufriedenen Lebens
mit sanftem Flüstern und in Seelenruhe friedlich lockt.
Und sagen wie das Kind:
„Was soll ich denn nur tun?“.
So lange,
bis ein anderer oder der eigene Verstand
ein Angebot macht,
die vermeintlich unerträgliche Langeweile,
an der Oberfläche zu beenden.
Kann sein,
dass es nur diesen einen Weg gibt,
die Türe zum gelingenden Leben
in Zufriedenheit und Wohlbefinden
zu durchschreiten:
Wir müssen vor ihr sitzen bleiben.
Tatsächlich können wir NICHTS tun
und NICHTS bewirken.
ALLES würde an der Oberfläche bleiben.
All dieses Machenwollen
wäre nur Konsum, Sucht, Drama und Manipulation.
Vielleicht gibt es nur diesen Weg:
Wir können die Tür zum gelingenden Leben
in Zufriedenheit und Wohlbefinden durchschreiten,
in dem wir vor ihr sitzen bleiben.
Dann geschieht ohne unser Zutun
dieses geheimnisvolle Wunder:
ES trägt uns hindurch.
Wie also geht Wohlbefinden?
In dem wir diese Stimme in uns zulassen, die sagt:
„Mir ist so langweilig“
Und dann unserem Herzen folgen, das sagt:
„Ach, wie schön“.
Dieses langweilige Wohlbefinden
hat die gewaltig sanfte Kraft der Ansteckung.
Es ist die gewaltig sanfte Kraft der Langeweile,
die uns hin und wieder hindurch trägt
durch die Tür zum vollkommenen Wohlbefinden.
Und hin und wieder vollkommen sein,
in vollkommener Langeweile,
genügt vollkommen.
Ach, wie schön.
Seelenruhe
Seelenruhe
Trotz aller Sorgen, Spannungen und Belastungen:
es gibt diese Augenblicke,
in denen wir in aller Seelenruhe
reagieren, entscheiden und handeln.
Wie kommt das?
Vielleicht geschieht das immer dann,
wenn wir uns von unserem Herzen leiten lassen,
uns in unserer inneren Mitte befinden,
wenn wir Zugang zu den Kraftquellen haben,
die fest in uns verankert sind.
In aller Seelenruhe.
Leidenschaftlich gelassenes Leben
in Seelenruhe
geschieht am liebsten
im Geschehenlassen.
In der liebevollen Akzeptanz des eigenen So-Seins
in Verbindung mit dem So-Sein Anderer.
Gleichzeitig
dürfen wir in leidenschaftlicher Gelassenheit
Verantwortung wahrnehmen
für das Erleben des eigenen Erlebens.
Und für den Kontext,
in dem Seelenruhe sich ereignen möchte.
Ich sitze im Westerwald
und schaue ins Auenland.
Erfüllt vom Frieden und der Kraft der Natur.
Und der Seelenruhe.
Ich möchte all das mit Euch teilen,
beim Sommerseminar der Lebenswerkstatt Dreieich.
Immer wieder gab es Rückfragen,
ob das Sommerseminar der Lebenswerkstatt
auf Mallorca oder in Tirol
unbedingt so weit weg und so teuer sein muss.
Deswegen habe ich für dieses Jahr so entschieden:
Das Sommerseminar
der Lebenswerkstatt Dreieich
findet hier statt:
im Haus der Seelenruhe,
einem Ort der Kraft und des Friedens,
in Oberscheld bei Herborn.
Zeit: 2.-7. Juni 2014
Ort: Oberscheld
Kosten: 490,-€
inklusive Verpflegung,
Übernachtung in einfachen Pensionen,
und Training für
Entsorgung, Entspannung und Entlastung.
Hier kannst Du für Dich allein
oder mit anderen
Deinen Frieden erleben,
Kraftquellen (wieder) ent-decken,
eine Klangmassage genießen
und Seelenruhe pflegen,
beim Wandern, Meditieren, Begegnen,
beim Spielen, Tanzen, Lachen und Feiern.
Du kannst hier allein
oder mit anderen zusammen heraus finden,
was bewahrenswert ist
und was veränderungswürdig.
Und was der Pflege Deiner Seelenruhe dient.
Ich freue mich auf Deine Anmeldung.
Bis dahin:
Ruhe im Frieden Deiner Seelenruhe.
Nichts
Nichts
Ganz schön viel, was ich so alles habe:
Familie, Beruf, Hobby, Geld, Fernseher, Telefon, Bücher.
Dazu noch:
Körper, Verstand, Gefühl und Glauben.
Erstaunlich ist allerdings:
Ich beziehe meine Identität aus dem, was ich habe.
Irgendwie verbinde ich
„wer ich bin“ immer mit „was ich habe“.
Obwohl mir doch eigentlich klar ist,
dass alles was ich habe,
etwas von mir will,
von mir fordert,
mich hat,
mich fest im Griff hat,
mein Sein bestimmt.
Pflichten wollen erledigt werden,
Körper, Haushalt und Verstand wollen gepflegt werden,
Auto, Telefon und Fernseher wollen bedient werden,
Menschen wollen Zeit, Kraft und Zuneigung.
Wer bin ich eigentlich ohne all das, was ich habe?
Manchmal, wenn mir alles zu viel wird,
laufe ich weg, verstecke mich,
lenke mich ab oder pflege meine Süchte.
Und wenn mir das auch zu viel wird,
schließe ich die Augen.
Da ist dann nichts.
Und falls ich nicht eingeschlafen oder gestorben bin,
erfahre und erlebe ich in diesem „nichts“
das große „Nichts“,
die große Leere.
Ich höre mein Herz schlagen
und meinen Atem fließen.
Da muss ich nichts tun:
Mein Herz pocht
und mein Atem fließt.
Es pocht und atmet mich.
Im Herzschlag und im Atem
erfahre ich die unendliche Energie des Nichts,
in dem niemand, nicht einmal ich selbst,
etwas fordert oder haben will.
Nicht einmal das,
dass ich etwas oder jemand zu sein hätte.
Die Leere dieses Nichts,
ist die erfüllteste Fülle alles Habens und Seins.
Aus dieser erfülltesten Fülle der Leere
geschehen all die „kleinen“ Dinge
wie Arbeit oder Liebe
wie von selbst.
Es arbeitet und liebt aus mir.
Da geht es nicht mehr darum
etwas zu haben, zu sein oder zu tun.
Und es geht nicht mehr darum
etwas nicht zu haben, nicht zu sein oder nicht zu tun.
Im Nichts-Tun ist alles getan.
Und auf einmal
öffnet sich der Raum grenzenloser Freiheit:
Ob es viel ist oder wenig,
alles oder nichts,
das, was getan oder gelassen werden kann,
das ist jetzt nicht mehr gleichgültig.
Aber es ist jetzt, sofort und gleich gültig:
Es ist gleich gültig,
ob es viel ist oder wenig,
alles oder nichts.
Im Nichts-Tun
(der erfülltesten aller Leeren,
in der es nicht darum geht,
etwas zu tun oder nicht zu tun,
zu haben oder nicht zu haben,
zu sein oder nicht zu sein)
ist alles getan.
9.3.2014 Ich bin
Ich bin
Vielleicht gehörst Du auch zu denen,
die die Sonntagsgedanken hin und wieder oder regelmäßig lesen.
Warum tust Du das?
Du wirst hier manchmal
kritisiert, provoziert, korrigiert, ertappt, ermahnt, verunsichert,
belehrt, beraten, bewertet und beurteilt.
Brauchst Du das?
Wenn ja, wofür?
Vielleicht bist Du manchmal
nicht so ganz zufrieden mit Deinem Leben,
sehnst Dich nach etwas mehr Glück, Erfüllung und Sinn,
hast noch ein paar offene Wunden,
aus denen sich Zukunftsängste entwickeln.
Vielleicht möchtest Du,
dass der Abstand zwischen Kopf und Bauch
kleiner wird, zwischen Verstand und Gefühl.
Vielleicht wünschst Du Dir,
dass die Diskrepanz zwischen Reden und Tun
kleiner wird, Du authentischer wirst.
Und brauchst für all das ein paar geistige Anregungen.
Kann sein, dass Du dafür in Kauf nehmen musst,
provoziert, verunsichert und beraten zu werden.
Kann sein, dass das manchmal etwas weh tut,
wenn Du durch die Enge in die Weite kommst.
Kann sein, dass ein paar gute Einsichten
Dein Leben etwas leichter machen.
Eines aber kann nicht sein:
Wenn Dein Guru, Dein Prediger, Dein Berater,
Dein Fortbilder, Dein Sonntagsgedankenschreiber,
Dein Vater, Deine Mutter, Dein Partner,
wenn einer von denen
rechthaberisch, besserwisserisch, überheblich,
verletzend und verurteilend ist,
dann schau auf Eure Verbundenheit und verurteile sie nicht.
Dann schau wieder auf Dich.
Und sei bei Dir.
Wenn Du Dir all das von anderen gefallen lässt,
bist Du dabei, Dich selbst zu verurteilen,
bist mit Dir selbst nicht versöhnt.
Dann bist Du nicht bei Dir.
Nicht in Deiner Mitte.
Es ist gut,
wenn Kopf und Bauch angeregt werden.
Aber die Wahrheit ist in der Mitte.
Da, wo Dein Herz ist.
Dein Herz ist der Ort,
wo niemand Dich verurteilt,
auch Du selbst nicht.
Da bist Du, der Du bist.
Der Gott der Bibel soll mal gefragt worden sein
wer er sei.
Da soll er gesagt haben:
Ich bin, der ich bin.
Wenn Du dieses „Ich bin, der ich bin“,
mit Drohung, Strafe, Belehrung und Verurteilung assoziierst,
ist das nicht Gott.
Es ist Deine Illusion von Gott.
Es ist das, was Du von Dir selbst denkst,
wenn Du in Kopf oder Bauch stecken bleibst.
Die Wahrheit ist in der Mitte.
Da, wo Dein Herz ist.
Ohne jedes Urteil.
Du bist, der Du bist.
Und alles ist gut.
Bleibt noch die Frage,
wie Du Deine Herzenswärme findest,
in Deiner Mitte.
Deine Herzenswärme,
die ein für alle Mal dort angelegt ist.
Für die Du nichts tun musst,
nichts denken, fühlen, sagen oder haben.
Vielleicht findest Du sie so Deine Herzenswärme
(oder ganz anders):
Indem Du fröhlich sündigst,
zweifelnd glaubst,
egoistisch liebst,
mutig Angst hast,
träge Pflichten erfüllst,
tapfer resignierst,
fordernd dankbar bist
oder unzuverlässig Vereinbarungen einhältst.
Indem Du Dich für gar nichts mehr verurteilst.
Du bist, der Du bist.
Da öffnet sich der Raum unendlich gütiger Sanftheit.
Einst wird man Dich nicht fragen,
was Du gedacht, gesagt, gefühlt oder getan hast.
Einst wird man sagen:
Es war schön mit Dir.
Es ist schön mit Dir.
Und wenn Gott sagt:
Ich bin, der ich bin,
dann kannst Du sagen:
Ich auch.
Habenwollen
Habenwollen
Es gibt zwei besonders starke Gründe für Angst:
Ich verliere, was ich habe
Ich bekommen nicht, was ich haben will.
Diese Ängste beziehen sich auf
Freiheit, Frieden, Liebe und Glück.
Und auf Wohlstand.
Klammheimlich meistens am meisten auf Wohlstand.
Auf Geld also.
Was aber ist Geld?
Zunächst einmal ein buntes Papier mit einer Zahl (Geldschein).
Wie viele von diesen bunten Papieren ich habe
oder haben könnte oder nicht habe,
steht auf einem anderen Papier mit Zahlen (Kontoauszug).
Manchmal schickt mir jemand ein Papier mit Zahlen,
und bittet mich freundlich, ihm ein paar meiner bunten Papiere
abzugeben (Rechnung).
Und manchmal werde ich etwas weniger freundlich gebeten,
viele meiner bunten Papiere für mein Land zu geben
(Steuererklärung).
Die meisten meiner schönen, bunten Papiere sehe ich gar nicht,
die flutschen irgendwie durch Kabel und Leitungen.
Und irgendwie habe ich immer zu wenig
von diesen schönen, bunten Papieren.
Dann bin ich ganz unglücklich.
Stattdessen arbeite ich.
Schreibe Sonntagsgedanken.
Und niemand gibt mir dafür ein buntes Papier.
Wo ich doch so gerne ganz viele
von diesen schönen, bunten Papieren hätte,
die immer durch Kabel und Leitungen wegflutschen.
Manchmal habe ich ein buntes Papier in der Tasche.
Dann kaufe ich mir ein Brot.
Das esse ich dann.
Und dann bin ich ganz glücklich.
Weil ich satt bin.
Da sehe ich auf einmal,
dass die Wolken auseinander gehen
und die Sonne hindurch kommt.
Ich spüre das Brot in meinem Bauch.
Und die Kleidung auf der Haut.
Und die Menschen, die ich liebe.
Und die Arbeit, die ich tun darf.
Da sind sie auf einmal weg, die Ängste
vor dem Verlieren und Nicht-Bekommen.
Und da dämmert es mir
mitten hinein in die leuchtende Sonne:
Was soll ich bloß
mit noch mehr bunten Papieren?
Offensichtlich habe ich genau so viele, wie ich brauche,
bin ich genau der, der ich bin und der ich werde.
Offensichtlich kommen Freiheit, Frieden, Liebe und Glück
und Wohlstand,
gar nicht von den bunten Papieren.
Oder dem Traum von noch mehr bunten Papieren.
Offensichtlich kommen
Freiheit, Frieden, Liebe, Glück und Wohlstand
von Brot, Kleidung, Begegnung und Arbeit.
Wenn mir jemand ein paar bunte Papiere
für meine Sonntagsgedanken geben würde,
würde ich nicht mit ihm schimpfen.
Und wenn jemand zu den Sonntagsgedanken
noch ein paar bunte Papiere dazu bekommen möchte,
würde ich sie ihm geben.
Ich hab genug davon.
Ich habe immer so viele davon, wie ich brauche.
Das war immer so, ist so, wird so sein.
Ich bin vollkommen glücklich
mit dem, was ich habe und mit dem, der ich bin.
Meistens.
Und falls mal nicht,
will ich mich an diese Sonntagsgedanken erinnern.
Da dämmert es mir noch einmal
mitten hinein in die leuchtende Sonne:
Wer immer mehr Habenwollen haben will,
wird wohl das immer mehr Habenwollen haben müssen.
Und wer das immer mehr Habenwollen nicht haben will,
wird auch das immer mehr Habenwollen
nicht haben müssen.
Das geht gern auch noch spitzer:
Wer nichts weiter als Geld verdient,
hat nichts weiter als Geld verdient.
Ich könnt` grade mal einen Flieger basteln
aus einem bunten Papier.
Mal schauen, wo der hin fliegt.