Archiv | Juni 2015

Sinnvoll wünschen

Sinnvoll wünschen

Übermorgen ist schon wieder ein halbes Jahr vorbei.

Zeit, mal wieder Bilanz zu ziehen.

Ging es bergauf und geht es nun bergab?

Noch scheint die Sonne,

aber schon bald gibt es wieder Lebkuchen.

Haben sich Wünsche erfüllt?

Welche sind noch offen?

Wahrscheinlich ist es gut,

Wünsche, Träume, Ziele und Visionen zu haben.

Es könnte allerdings auch sein,

dass das Wünschen glücklicher macht,

als dessen Erfüllung.

Weltweit nehmen sich in einem Jahr

eine Million Menschen das Leben.

Dabei ist die Suizidrate in den reichen Ländern

dreimal so hoch wie die in den armen Ländern.

(Ganz nebenbei: die Sterblichkeitsrate

liegt auch bei den Lottogewinnern bei 100%).

Da könnte es hilfreich sein,

unsere Wünsche, Träume, Ziele und Visionen

zu überprüfen,

ihre Relativität zu erkennen

und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Die einen träumen davon

Familie, Beruf, Haus und Reichtum zu haben.

Und wenn ihre Träume erfüllt sind stellen sie fest:

Alles, was ich habe, will etwas von mir.

Deswegen träumen die anderen davon,

keine Familie, keinen Beruf,

kein Haus und keinen Reichtum zu haben.

Der eine läuft zwei Tage durch die Wüste

und sehnt sich nach nichts mehr, als nach Wasser.

Der andere fällt im Sturm über die Reling

und sehnt sich nach nichts weniger, als nach Wasser.

Der eine schreibt dreihundert Bewerbungen,

der andere quält sich zur unerfüllten Existenzsicherung.

Der eine erlebt in Beziehung die Hölle der Einsamkeit,

der einsame Single ersehnt den Himmel der Zweisamkeit.

Es hilft nichts,

Wünsche sind relativ.

Das Glas ist halbvoll oder halbleer.

Wenn es zu heiß wird

(im Haus, im Beruf oder in der Beziehung)

brauchen wir Abkühlung

(ein Fenster, eine Klärung oder eine Selbstbesinnung).

Wenn es zu kalt wird

(im Haus, im Beruf oder in der Beziehung)

brauchen wir Wärme

(eine Wolldecke, einen Sinn oder eine Berührung).

Bleibt wohl dies:

Himmel und Hölle

sind weder Qualitäten für die Zeit nach dem Verbleichen,

noch Verordnungen für die Zeit davor.

Himmel und Hölle

sind Zustände,

die wir in Freiheit selbst verantworten dürfen.

Wir selbst haben die Schlüssel zu den beiden Türen.

Falsch verstanden

klingt dies wie die Verordnung,

schon wieder alles alleine regeln zu müssen.

Haben wir es nicht endlich mal verdient,

dass uns jemand das Fenster öffnet

oder uns mit der warmen Wolldecke zudeckt?

Haben wir nicht das gute Recht,

nach so vielen Zeiten des Mangels endlich

das Leben und volle Genüge geschenkt zu bekommen?

In der Hölle sitzen die Menschen bei Tisch

einander gegenüber

und haben Löffel, die einen Meter lang sind.

Und verhungern.

Oder sie warten,

dass der, der gegenüber sitzt, sie füttert.

Und verhungern.

Im Himmel sitzen die,

die ihr Gegenüber füttern,

mit den Löffeln, die einen Meter lang sind.

Diese Gefütterten

sind im selben Augenblick

so voller Liebe, Glück und Dankbarkeit,

dass sie ihre Gegenüber füttern.

Das wünsche ich mir für das zweite halbe Jahr:

Durch Füttern satt sein.

Dankbar teilen

Dankbar teilen

Es gibt sie noch immer,

diese Bücher, die uns lehren sollen,

Bestellungen beim Universum abzugeben:

Wünsche formulieren, Ziele setzen

und auf die Antwort des Himmels warten…

Manchmal klappt das auch.

Manchmal bekommst Du das,

auf das Du Deine Aufmerksamkeit fokussierst.

Ob es Dir gut tut oder nicht.

Und noch immer werden mit dem Warten auf das Glück

viele Frustrationen und Depressionen implantiert.

Alle diese Wünsche, Erwartungen und Forderungen

haben zu tun mit der Sehnsucht nach Glück,

nach Glücklichsein durch glücklich gemacht werden.

In Wahrheit ruht das Glück in Dir.

Jeder Mensch

hat eine Lieblingsmelodie,

ein Lied oder ein Musikstück,

eine Melodie, die Deine Seele im Tiefsten berührt.

Um diese Musik genießen zu können,

hast Du unterschiedliche Möglichkeiten:

Du legst eine CD ein.

Du kaufst eine Konzertkarte.

Du spielst das Stück auf einem Instrument.

Du siehst: Du musst etwas tun,

um in den Genuss zu kommen.

(man muss den Lottoschein abgeben,

um gewinnen zu können).

Aber es gibt noch eine vierte Möglichkeit:

Du nimmst an,

dass diese Musik die Melodie berührt,

die Du in Deiner Seele trägst,

Deine Melodie.

Deine Melodie,

die Du schon immer und für immer in Dir trägst.

Deine Melodie.

Du darfst Deine Melodie

realisieren (im Sinne von erkennen)

und realisieren (im Sinne von verwirklichen).

Du darfst Deinen Wohlstand realisieren

(erkennen und verwirklichen),

den geistigen, den seelischen und den materiellen.

Das Glück, den Frieden, die Freude.

Du hast mehr als genug davon.

Du darfst Dein erfülltes Arbeiten realisieren

(erkennen und verwirklichen),

etwas bewirken, etwas beitragen, für jemanden da sein.

Du hast mehr als genug davon.

Du darfst Dein Lieben realisieren

(erkennen und verwirklichen),

Deine Beziehungsfähigkeit, Deine Verbundenheit, Dein Geben.

Du hast mehr als genug davon.

Realisiere (erkenne), was Du empfangen hast,

dann realisierst (verwirklichst) Du, was Du empfangen hast.

Ich summe ein paar Töne meiner Melodie,

vielleicht berühren sie Deine Seele.

Du summst ein paar Töne Deiner Melodie,

vielleicht berühren sie meine Seele.

Und wir sollten darauf achten,

dass die Melodie des anderen

nicht zu unsere Lieblingsmusik wird.

Aber es ist wunderschön,

ein paar Takte gemeinsam zu summen.

Wenn Du Deine Melodie verloren hast,

dann summe ich zart und sanft ein paar Töne,

die ich glaube in Dir zu spüren.

Dann wünsche ich mir von ganzem Herzen,

dass mein Summen

Dich zu Deiner Melodie bringt.

Und ich schenke Dir diesen Kuss

in der Hoffnung,

dass Du dabei Deine Melodie summst.

Wenn ich in diesem Kuss

Befriedigung und Bestätigung suche,

dann bekomme ich Befriedigung und Bestätigung.

Dann wird er schal sein, wie feuchte alte Pappe.

Aber wenn Du dabei bei Deiner Melodie bist,

bin ich bei meiner.

Ich darf realisieren, was ich empfangen habe.

Ich muss nicht mehr warten,

mein erträumtes Leben zu leben,

bis ich irgendwann

glücklich, erfüllt und reich bin.

Dankbar teile ich meinen Wohlstand

und verschenke

mich selbst.

(Ich hab mehr als genug davon).

Himmel und Erde

Himmel und Erde

Kennst Du das auch?

Anstrengung, Erschöpfung, Enttäuschung,

Unzufriedenheit und Verzweiflung

in Beruf und Beziehung?

Immer dann bist Du klammheimlich,

halbbewusst oder bewusst

bei der Schuldfrage.

Du verurteilst eine Situation, eine andere Person

oder Dich selbst.

Aber die Wahrheit ist immer innen,

in Deiner inneren Mitte.

Und da gibt es keine Schuld.

Entweder ringst Du mit der Bedeutsamkeit

einer Situation oder Person

oder mit deren Bedeutungslosigkeit.

Oder Du leidest

unter Deiner eingebildeten Bedeutungslosigkeit

und gleichzeitiger Betonung Deiner Bedeutsamkeit.

Es ist die eingebildete Bedeutungslosigkeit

einer kleinen Schiffsschraube,

durch die Du Dich vergleichst und versuchst,

Dir Bedeutung zu verschaffen,

indem Du Dich urteilend über andere erhebst.

Nein,

Du bist nicht die Schiffsschraube,

ohne die das Schiff kein Schiff wäre.

Du brauchst nicht noch mehr Glauben an Dein Ego-Selbst.

Das verführt Dich nur immer mehr dazu,

Deine Wichtigkeit hervor zu heben,

mit Deinen Kompetenzen zu glänzen

und auf Dein Rechthaben zu bestehen.

In demselben Augenblick aber,

in dem Du aufhörst,

Dein messianisches Schiffsschraubendasein

in den Mittelpunkt zu stellen,

erwachst Du zu dem Selbst-Bewusstsein,

das Du in Deiner inneren Mitte findest:

Du bist das Schiff.

Als Schiff erfährst Du,

wie das Wasser unter Dir und der Himmel über Dir

zu einer Einheit verschmelzen.

Und da geschieht dann das Wunder

Deiner wahren Bedeutung:

Du erkennst in allen anderen

Schrauben, Planken, Segeln und Steuerrädern:

Sie alle sind das Schiff

(ob sie es wissen oder nicht).

Vielleicht schwimmen die anderen noch

in ihrer eingebildeten Bedeutungslosigkeit

oder in der Betonung ihrer Bedeutsamkeit.

Aber die anderen und Du

und ihr beide gemeinsam,

Ihr seid das Schiff.

Und da fällt dann jedes Urteil weg,

das über mich und das über andere.

Du und der andere,

Ihr seid die Schraube, das Segel und das Steuerrad,

die das Schiff sind,

da, wo Himmel und Ozean sich verbinden.

Dieses Selbst-Bewusstsein

macht Dich faszinierend, einzigartig, unwiderstehlich,

ebenbildlich-göttlich.

Tausende von

Schrauben, Planken, Segeln und Steuerrädern

wollen unbedingt in Deiner Nähe sein,

fasziniert von Deinem unwiderstehlichen Getragensein,

wollen teilhaben an Deiner Kraft,

die Du in den Flauten für die Stürme sammelst.

Andere ziehen weiter,

in eingebildeter Bedeutungslosigkeit,

betonter Bedeutsamkeit

oder im Selbst-Bewusstsein eines Schiffes.

Ihr müsst einander nicht brauchen wollen.

Ihr seid ja ohnehin verbunden.

Die Wahrheit ist immer innen.

Kraft, Wahrheit, Glück und Liebe

kommen immer von innen.

Und da, wo DU bist,

ganz allein oder ganz mit jemandem,

da verbinden sich Ozean, Erde und Himmel.

Geben ist Empfangen

Geben ist Empfangen

Eine merk-würdige Überschrift.

Wenn das wirklich so ist,

dann sind ja womöglich

alle Wenn-Dann-Mechanismen geheilt,

alle Ursache-Wirkung-Gesetze aufgehoben

und alle Gegensätze versöhnt…

Das klingt erleichternd und befreiend.

Davon träumen ist erlaubt.

Daran zweifeln auch.

„Sei doch einfach mal still“,

schrien unsere Eltern, Erzieher und Lehrer.

Und wir wissen nicht genau,

ob das ein autoritärer Rat-Schlag war,

die Selbstoffenbarung eigenen Leidens am Lärm,

ein sozialpädagogisches Anliegen

oder ein autosuggestiver Appell.

Aber wenn wir rückblickend

nicht allzu tief verletzt und zurückgewiesen sind,

weil wir in unserer expressiven Selbstverwirklichung

behindert wurden

und inzwischen im Frieden

unserer Vergebungsbereitschaft ruhen,

können wir die Erfahrung machen,

dass Dankbarkeit sich ausbreiten möchte:

es gab nie einen besseren Rat als diesen:

„Sei doch einfach mal still“.

Fast nichts

brauchen wir dringender als Stille,

um unser Geben und Empfangen zu spüren.

Und unseren Mangel von Geben und Empfangen.

Tatsächlich empfangen wir nur so viel,

wie wir glauben verdient zu haben.

Wenn wir also zu viele Rat-Schläge

und Zurückweisungen bekommen haben

so, dass wir uns nun nicht mehr

für wertvoll genug erachten

alles Glück der Welt verdient zu haben,

leben wir in einem Gefühl des Mangels.

Den geben wir dann weiter.

Und das Weitergeben von Mangel

bewirkt mangelhaftes Empfangen.

Wir könnten einfach mal stille sein (Stille sein).

Dann könnten wir den Zorn spüren,

den der Mangel hinterlassen hat.

Es ist die Wunde der zu wenig Geliebten.

Dieser berechtigte Zorn könnte,

heilsam kanalisiert,

die Kraft zur Veränderung mobilisieren:

Wir würden erkennen,

das Geben und Empfangen

(wenn es kein forderndes Nehmen ist),

ein und dasselbe ist:

Geben IST Empfangen.

Wir ernten, was wir säen.

Und zwar jetzt, sofort.

Genau in dem gleichen Maß,

in dem wir geben, empfangen wir.

ALLES, was wir geben, wird uns selbst gegeben,

im selben Augenblick.

Indem wir uns selbst hingebend verschenken

(ohne uns dabei aufzuopfern !),

beschenken wir uns selbst

mit Glücklichsein

(ganz ohne Wenn-Dann).

Glücklichmachen IST Glücklichsein.

Insofern gibt es vielleicht noch einen zweiten Rat

neben dem „Sei einfach mal still“

(und wir dürfen selbst entscheiden,

ob wir den als einen Schlag empfinden):

„Gib, was Du brauchst“.

Eltern, Erzieher und Lehrer könnten stille sein,

wenn sie Stille brauchen.

Manchmal kommt der Lärm von Kindern

aus dem lärmenden Geist von

Eltern, Erziehern und Lehrern.

In der Stille können wir in Frieden ruhen.

Und in stillem Frieden lieben.

Im liebenden Glücklichmachen

empfangen wir geliebtes Glücklichsein.

Im selben Augenblick.

Denn Geben IST Empfangen.