Besserwisser
Besserwisser
Schlecht ist, wenn Menschen
Menschen beurteilen und verurteilen.
Gut ist, wenn Menschen
andere Menschen überhaupt nicht bewerten.
Gleichzeitig sind „gut“ und „schlecht“ Wertungen.
Das gleiche gilt für „richtig“ und „falsch“.
Menschen wie Du und Ich,
die Menschen für falsch und schlecht halten,
halten sich selbst für richtiger und besser.
Das sind Richtigerwisser und Besserwisser.
Besserwisser
und die, die sich für besser halten sind die,
die andere bewerten und abwerten.
Und nur die Besserwisser
und die, die sich für besser halten,
haben Feinde,
denn sie machen einen Unterschied
zwischen sich und ihrem Gegenüber.
Sie schauen darüber stehend, von oben herab,
bewertend, urteilend und verurteilend,
auf andere hinunter.
Von dort oben greifen sie an,
und halten ihren Angriff für natürlich und gerecht.
Von dort oben verteidigen sie mit allen Mitteln
ihr eingebildetes Bessersein.
Von dort oben,
vom Sockel der Selbstgerechtigkeit,
schießen sie auf den Feind
(zumeist der Freund, der Verwandte oder der Partner),
um das eigene, eingebildete Bessersein
zu verteidigen und zu stärken.
Würden wir
unseren Freund, Verwandten oder Partner angreifen,
wenn wir wüssten, dass wir uns selbst
damit angreifen und zerstören?
Würden wir
sie oder ihn angreifen,
wenn wir erkennen könnten,
dass sie uns ebenbürtig, ebenbildlich
und gleichwertig sind?
Würden wir
unsere Freunde, Verwandten und Partner angreifen,
wenn wir erkennen könnten,
dass sie das gleiche Ziel haben wie wir,
nämlich dass die Liebe
in die Welt kommen
und sich ausdehnen möchte?
Es kann keinen Frieden geben,
wenn wir Menschen
uns für ungleich halten,
weder dann,
wenn wir uns für besser halten,
noch dann,
wenn wir andere für besser halten.
Der Fluch liegt im Vergleichen.
Immer wieder versuchen wir
Liebe und Anerkennung dadurch zu bekommen,
dass wir andere klein machen.
Wir erkennen nicht,
dass sich genau dadurch
unsere fehlende „Größe“ zeigt.
Wir SIND nichts Besseres!
In Wahrheit sind wir verbunden!
Erfüllendes Glück
liegt in der Ebenbürtigkeit.
Und wenn wir achtsam
hinhören, hinsehen und hinspüren
erkennen wir,
dass es die Liebe
unserer ebenbürtigen
Freunde, Verwandten und Partner ist,
die uns davon erlöst
Vorwürfe zu machen,
weil wir uns einbilden
besser sein zu müssen.
Der Trugschluss:
Unser eingebildetes Bessersein
bringt uns für einen Augenblick
Selbstbefriedigung.
Aber das ausgepackte Geschenk
unserer Ebenbürtigkeit
bringt uns beiden
Frieden, Glück und Erfüllung.
Erlösung
Erlösung
Ich liebe
all die liebenswerten Menschen um mich herum.
Und ich liebe mich,
wenn ich liebenswert, heiter und glücklich bin.
Das tut mir gut.
Aber tief drinnen in der Mitte meines Herzens,
zu der ich sooft keinen Zugang habe,
liebe ich auch
all die weniger liebenswerten Menschen.
Und mich selbst,
wenn ich nicht liebenswert, heiter und glücklich bin.
Das bringt Frieden und Liebe in die Welt.
Und Erlösung.
Ich liebe all die Menschen,
die mich und andere nicht verurteilen.
Und ich liebe mich selbst,
wenn ich mich und andere nicht verurteile.
Das tut mir gut.
Aber in der Mitte meines Herzens,
liebe ich auch die Menschen,
die mich und andere verurteilen.
Und ich liebe mich selbst,
auch wenn ich mich und andere verurteile.
Das bringt Frieden und Liebe in die Welt.
Und Erlösung.
Ich liebe all die Menschen,
die zu mir stehen und zu mir halten.
Die, die ihr Glück mit mir teilen,
mit mir verbunden sind,
mich ermutigen
und auch in schweren Stunden für mich da sind.
Und ich liebe mich selbst,
am meisten dann,
wenn ich ganz für andere da bin,
wenn ich tröste, stärke, verstehe und begleite.
Das tut mir gut.
Aber ganz tief drinnen, in der Mitte meines Herzens,
zu dem ich sooft keinen Zugang habe,
weil ich mir selbst im Weg stehe,
liebe ich auch all die Menschen,
die mich und andere
verraten und missbrauchen,
beleidigen, verfolgen, mobben und hassen.
In der Mitte meines Herzens
liebe ich mich auch dann,
wenn ich mich und andere
verrate und missbrauche,
wenn ich an meinem Ego-Wahnsinn klebe,
wenn ich mich ängstlich resigniert und verbittert
lieber trenne als verbinde
und wenn ich heuchlerisch und selbstgerecht
mich und andere ignoriere.
Immer dann, wenn ich mich und andere
trotz allem liebe,
bringe ich Frieden und Liebe in die Welt.
Und Erlösung.
Immer dann,
fühle ich mich nicht als Opfer,
sondern als Schöpfer und Gestalter meines Lebens,
des Lebens und der Welt.
Gott, der Schöpfer und Erlöser,
der die Erlösung ein für alle Male
in die Mitte der Herzen seiner Menschen
eingepflanzt hat,
braucht Menschen,
die seine Erlösung realisieren.
Jeder für sich. Für das Leben. Und für die Welt.
Wer sonst,
sollte seine eigene Erlösung und die der Welt realisieren,
wenn nicht ich ?
Wann denn sonst,
sollte ich die Realisierung der Erlösung
für mich
und für alle nahen und fernen Menschen
erlieben und gestalten,
wenn nicht jetzt ?
Wir selbst haben den Schlüssel
für die Tür,
die zur Realisierung der Erlösung führt.
Und im selben Augenblick,
in dem wir den Schlüssel in das Schloss stecken wollen
stellen wir fest:
Die Tür ist offen.
Die Gnade der Ambivalenz
Die Gnade der Ambivalenz
Du bist auf dieser Erde
der wichtigste Mensch dieses Tages.
Bilde Dir bitte nicht ein,
ein anderer könnte wichtiger sein als Du.
Und nur dann,
wenn Du das von ganzem Herzen
und von ganzer Seele glaubst,
könnte dieser Tag heute
der ganz besondere Tag Deines Lebens sein,
an dem Du aufhören kannst,
Dich so wichtig zu nehmen.
Von morgens bis abends
bist Du um Anerkennung bemüht,
willst alles besonders gut machen,
willst es allen recht machen,
willst guten Eindruck machen,
willst Wesentliches bewirken,
willst um deinetwillen geliebt werden.
Und wenn die Menschen
Deine liebe Mühe nicht bemerken,
hast Du alles Recht der Welt,
um Anerkennung und Bestätigung zu bitten.
Und wenn Du von ganzem Herzen
und von ganzer Seele glauben kannst,
dass Du es wert bist geliebt zu werden,
für alles, was Du denkst, fühlst, tust oder lässt,
dann endlich
könnte heute dieser ganz besondere Tag sein,
an dem Du aufhören kannst,
die Menschen mit Deiner Sehnsucht nach Liebe
zu tyrannisieren.
Es könnte dieser besondere Tag Deines Lebens sein,
an dem Du Geliebtwerden empfängst,
INDEM Du Lieben verschenkst.
Es ist die Gnade der Ambivalenz,
das Lieben und das Geliebtwerden
nicht zu polarisieren,
sondern in der Dualität der Gleichzeitigkeit
erfahren und erleben zu dürfen.
Bedanke Dich für die Abhängigkeit in der Sicherheit
und für die Unsicherheit in der Freiheit.
Bedenke, wie viel Sicherheit Dich Freiheit kosten würde
und wie viel Freiheit Dich Sicherheit kosten würde.
Bedanke Dich beim Zweifel,
er bewahrt Dich vor Willkür und Zwanghaftigkeit.
Der Zweifel ist das Pendel, das Dir die Wahl lässt
und Dich in Verantwortlichkeit ruft.
Bedanke Dich bei Deiner Angst.
In ihr steckt die Botschaft für den Weg des Vertrauens.
Bedanke Dich für alles, das Du bewahren möchtest.
Darin steckt die Kraft zur Veränderung.
Bedanke Dich für Deinen Mut zur Veränderung,
in ihm steckt der Sinn des zu Bewahrenden.
Bedanke Dich für die Einsamkeit im Alleinsein.
Darin steckt die Zurüstung für den Kontakt.
Bedanke Dich für alle schönen und weniger schönen
Augenblicke in Beziehungen,
sie alle zeigen Dir den Weg zu Deinem Bedürfnis
nach Rückzug und Selbstbesinnung.
Bedanke Dich für die Schönheit dieses Tages.
Dieser Tag wird Dir viele gnädige Ambivalenzen schenken.
Du wirst in allem Schönen auch Hässliches entdecken
und Du darfst darüber froh sein.
Und Du wirst in allem Hässlichen Schönes finden.
Bedanke Dich vor allem
für alle schwer erträglichen Ambivalenzen,
sie rufen Dich in Verantwortung.
Und sie bewahren Dich vor dem Festkleben
an tödlichen Einseitigkeiten.
Es ist Deine wundervolle Verantwortlichkeit:
Die Schönheit, die Du ausstrahlst,
wird die Blicke der Menschen auf das Schöne lenken.
Und wünsche Dir besser nicht nur Tage oder nur Nächte.
Das wird sowieso niemals so sein.
Ein Sinn des Lebens liegt in der Sicherheit des Wechsels.
Auch bei Tag und Nacht.
Ein anderer tiefer Sinn liegt in der Gnade aller Ambivalenzen.
Neben der Schönheit von Tag und Nacht,
könnte die schönste Zeit dieses besonderen Tages
immer dann sein,
wenn Dir sowohl als auch lieber ist,
als entweder-oder.
Die schönste Zeit
könnte die Abenddämmerung sein.
Oder die nächsten Morgenröte.
Carpe Diem
Carpe Diem
Es gibt ja so Tage,
an denen Du morgens aufwachst.
Erfrischt oder erschöpft oder irgendwie.
Eventuell freust Du Dich über das Aufwachen
oder auch nicht.
Wenn Du ein weiser und mitfühlender Mensch bist
(und Dir leere Kindermägen, volle Hundeblasen
und dringende Pflichten
nicht die Bettdecke wegziehen),
bleibst Du noch einen Augenblick liegen
und schaust Dich um:
Das Haus gegenüber steht noch da.
Der Schrank steht noch da.
Der Partner liegt noch da.
(Eventuell bist Du froh,
dass er immer noch da ist. Oder auch nicht.)
Vielleicht liegt er nicht da
und ist trotzdem noch da.
Eventuell liegen da auch noch einige Ex-Partner…
Ein neuer Tag jedenfalls.
Kein Blitzeinschlag,
kein Raketeneinschlag,
kein Hitzschlag,
kein Erdbeben.
Nur ein kleiner Hunger und Kaffeedurst.
Kein Grund zur Flucht.
Eventuell hast Du vor dem Kaffee
noch einen Augenblick Zeit zum Nachdenken.
Über das, was gestern schön war und was nicht.
Oder über das, was morgen schön sein wird
und was nicht.
Und während Du so
grübelst, hörst und spürst, entdeckst Du dies:
Die Wirklichkeit, die Du gerade erlebst,
ist gar nicht die wahre Wirklichkeit.
Es ist DEINE Wirklichkeit.
Innerhalb weniger Sekunden
hast Du Dir eine Wirklichkeit geschaffen,
die zu tun hat mit
Liebe, Familie, Haustieren und Nachbarn.
Mit Hoffnungen, Befürchtungen, Ängsten,
Not, Elend und Kaffee.
Mit der Frage, ob Du gehst oder bleibst.
Mit der Frage,
ob die Vergangenheit sich in der Zukunft
wiederholen soll oder lieber nicht.
Deine Wirklichkeit ist die Wirklichkeit
Deiner Bewertungen und Beurteilungen.
Vielleicht bist Du auch deswegen morgens
ein wenig erschöpft.
Nehmen wir einmal an,
der Sinn des Lebens
liegt tatsächlich im Augenblick
(ohne die Vergangenheit, die es nicht mehr gibt
und ohne die Zukunft, die es noch nicht gibt),
dann bleibt eventuell dies:
In der Nachbarschaft weint ein Kind.
Ich schicke ihm meinen Segen,
damit jemand kommt, der es tröstet.
Die Wespe fliegt immer wieder gegen die Scheibe,
ich öffne ihr das Fenster und wünsche ihr
einen Platz himmlischen Friedens.
Ich schaue auf Dein Foto
und schicke Dir meine Liebe.
In diesem Augenblick erlebe ich
ein Stück der wahren Wirklichkeit:
Mitgefühl, Frieden und Liebe.
Carpe Diem heißt nämlich gar nicht
„Nutze den Tag“
(da ist schon wieder so viel Leistung drin…)
Carpe Diem heißt wörtlich
„Pflücke den Tag“ !!!
Ich pflücke, teile und genieße.
Ich bin da aufgewacht, wo ich sein soll,
mit all denen, die da sein sollen.
Ich koche Kaffee,
mir, Dir oder uns.
Mal sehen, was passiert.
Ich warte nicht mehr auf Erleuchtung.
Ich bin ein aufgeweckter, erwachter Erleuchteter.
Vielleicht ist morgen ein Tag,
an dem wir morgens wieder aufwachen.
Komm, lass uns diesen Tag pflücken
und zusammen leuchten.