Aufbruch
Aufbruch
Wir ganz normalen Menschen sehnen uns nach
Zugehörigkeit, Sicherheit und Akzeptanz.
Nur so fühlen wir uns wohl.
Und wenn unsere
Zugehörigkeit, Sicherheit und Akzeptanz
bedroht werden, bekommen wir Angst.
Das ist sehr menschlich.
Es kommen immer mehr „fremde“ Menschen
in „unser“ Land.
Und es gibt immer mehr Menschen,
die davor Angst haben.
Fremde Menschen,
die ihre zerbombten Häuser verlassen haben
und ihre Heimat
und die keine Zeit mehr hatten,
ihre ermordeten Angehörigen zu beerdigen.
Menschen in Gefangenschaft endloser Bedrohung.
Menschen mit Durst, Hunger und Todesangst.
Menschen voller Sorge um eine ungewisse Zukunft.
Aber gleichzeitig voller Hoffnung, Kraft und Mut
für den Aufbruch in ein neues, lebenswertes Leben.
Mal eine ganz andere Frage:
Könnte es sein,
dass es nicht nur Angst ist,
die die Fremdenfeindlichkeit befördert?
Sondern auch Neid?
Ich sehe in die Augen von Flüchtlingsgegnern
und lese darin Hass und Angst,
auch die Angst vor der Gefangenschaft
endloser Bedrohung.
Und ich lese darin die Sehnsucht nach
Zugehörigkeit, Sicherheit, Akzeptanz
und Heimat.
Den Hunger und den Durst der Seele
nach Leben, Liebe und Geborgenheit.
Das Fehlen der Hoffnung, der Kraft und des Mutes,
für den Aufbruch in ein neues, lebenswertes Leben.
Könnte es auch Neid sein?
Um ein Missverständnis auszuschließen:
verbale und physische Gewalt
bei Flüchtlingen und Flüchtlingsgegnern,
muss erkannt, benannt, verfolgt und verurteilt werden.
Damit das Zusammenleben gelingen kann.
Aber es steht uns nicht zu,
den Menschen hinter der Gewalttat zu verurteilen.
Das ist der Mensch,
mit der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit
und mit der Hoffnung auf Kraft und Mut
für den Aufbruch in ein neues, lebenswertes Leben.
Bei Flüchtlingen und Flüchtlingsgegnern.
Was tun?
Menschen wollen weder bekehrt noch verurteilt werden.
Reden hilft meistens nicht.
Aber ich habe eine Vision:
eines Tages werden auf dem Gebiet,
das früher einmal Deutschland hieß,
160 Millionen Menschen leben.
Übergangsweise wurden Moscheen und Synagogen
neben Kirchen errichtet.
Später gab es gemeinsame Gebetshäuser.
Die Menschen erkannten den Christus
in Jesus, Mohammed und Jahve.
Und fanden
Zugehörigkeit, Sicherheit, Akzeptanz und Heimat
im Zusammensein,
im Geben und Empfangen
von Liebe und Geborgenheit.
Der gemeinsame Aufbruch in ein neues Leben.
Ich gebe zu:
diese wunderbare Vision
macht mir auch Sorge und Angst.
Vielleicht geht es so:
Ich behalte diese Vision für mich.
Dann gehe ich mit der Sorge und der Angst
zu den Flüchtlingen und Flüchtlingsgegnern
und teile sie mit ihnen.
So sitzen wir gemeinsam in einem Boot,
die Flüchtlinge, die Flüchtlingsgegner und ich.
Wir geben uns gegenseitig
Verstehen, Offenheit und Zuneigung.
Dazu Hoffnung, Kraft und Mut für alles Gemeinsame.
Kann gut sein, dass dann das Wunder geschieht:
das für uns alle
das Aufbrechen ein Ankommen ist.
Freude
Freude
Wir Menschen sehnen uns so sehr nach Freude.
Stattdessen quälen wir uns mit Sorgen.
Und um den Schmerz der Sorgen erträglicher zu machen,
suchen wir das Vergnügen,
hoffen auf Freude im Vergnügen.
Dann wollen wir die Freude suchen, finden, einfordern,
erzwingen, vereinnahmen, gefangen nehmen
und festhalten.
Und dann versteckt sie sich wieder.
Das ist wie mit der Liebe und der Verbundenheit.
Die lassen sich auch nicht erzwingen und festhalten.
Auch die Freude
will einfach nur wahrgenommen werden.
Manchmal stecken wir sehr viel Energie
in das Vergnügen.
Alles soll Spaß machen,
der Beruf, die Beziehung, die Erziehung, die Wohnung,
der Urlaub, das Hobby, die Freizeit.
All das, um für Augenblicke Freude zu erleben
und die Sorgen nicht zu spüren.
Oftmals ist es so, dass die Gestaltung des Vergnügens
der Freude keinen Platz mehr lässt
oder sie sogar vertreibt.
Und dennoch:
wir können die Freude erleben und erfahren,
auch in der Sorge
und sogar im Vergnügen.
Wir können stundenlang vergnüglich telefonieren
und dann ist es dieses eine Wort,
das unsere Seele ganz tief berührt.
Wir können stundenlang vergnüglich arbeiten
und dann ist es diese eine Begegnung,
die unsere Seele ganz tief berührt.
Wir können stundenlang vergnüglich zärtlich sein
und dann ist es diese eine Berührung,
die unsere Seele ganz tief berührt.
Es sind diese stillen Augenblicke des Erschauderns,
wenn unsere Seele erzittert
von der Erschütterung der zarten Berührung.
Diese Augenblicke der Verbundenheit,
wenn die Zeit stehen bleibt
und uns vollkommene Gegenwart schenkt.
So etwas können wir nicht planen und gestalten
oder mit möglichst viel Vergnügen erzwingen.
Freude durch Vergnügen erzwingen zu wollen,
führt eher zu Vergnügungssucht.
Und dann wird es mit der Wahrnehmung der Freude
immer schwieriger.
Was tun?
Es gibt nichts zu tun oder zu lassen.
Es genügt eine ganz kleine Bereitschaft:
Ich bin jetzt da.
Bin bereit inne zu halten, zu hören und zu spüren.
Und dann fühlt es sich an, als würde die Freude
still und glückselig, flüsternd antworten:
Ich bin doch schon da.
Du musst mich nicht einladen,
weder zum Empfangen, noch zum Verschenken.
Du darfst in Dein offenes Herz
hineinhören und hineinspüren.
Du hast mich längst schon
zum Verschenken empfangen.
Ich bin die Liebe und die Verbundenheit.
Ich bin das Wort, die Begegnung, die Berührung.
Aber die Freude bleibt stille, antwortet nicht, sagt nichts.
Denn der Mensch,
der diese ganz kleine Bereitschaft hat,
Freude zu empfangen und zu verschenken,
der ist so sehr selbst diese Freude,
dass er keine Antwort braucht,
weil es die Frage „Wo bist Du Freude“ gar nicht gibt.
Beim Innehalten findet der Mensch
in dem gespürten, scheinbar geflüsterten „Da bin ich“
in der Mitte seines Herzens
sich selbst.
Der Mensch der erkennt, dass er die Freude
weder empfangen noch verschenken muss,
erfährt sich selbst in Liebe und Verbundenheit.
Der Mensch, der sich durch Innehalten,
Hören und Spüren
der Liebe und Verbundenheit bewusst ist,
erkennt, dass er die Freude ist.
Und verschenkt sich.
Frühlingsgefühle
Frühlingsgefühle
Immer wieder mal alles grau und trüb.
Wolken, Regen, Schnupfen.
Herbst.
Morgens und abends dunkel.
Die Blätter fallen,
nichts Besonderes im Fernseher,
die Zugvögel hauen ab.
Personalmangel.
Und Du hast auch die Nase voll.
Dazu noch:
überall schwierige Beziehungen
und Schwierigkeiten in Beziehungen,
mit Kollegen, Nachbarn, Freunden, Verwandten
und Partnern.
Jemand hat Dich mal wieder verärgert,
hat Deine Erwartungen nicht erfüllt
und Deine Bedürfnisse nicht befriedigt.
Du hast mal wieder jemanden verärgert,
hast seine Erwartungen nicht erfüllt
und seine Bedürfnisse nicht befriedigt.
Du hast mal wieder Dich selbst verärgert,
hast Deine Erwartungen nicht erfüllt
und Deine Bedürfnisse nicht befriedigt.
Und das weißt Du ja:
immer wenn Du verärgert wirst, jemanden verärgerst
oder Dich selbst verärgerst,
hast Du herbstlich kommuniziert:
grau, trüb, verschnupft und unaufrichtig.
Weil Du die Nase voll hast.
Und weil Du kein Zugvogel bist.
Manchmal denkst Du,
es sei gerade überall schattig, so viele Baustellen.
Besonders in Liebesbeziehungen.
Der Schmerz der Nähe.
Dabei hat alles so schön begonnen, stimmt`s ?
Die Einsamkeit war endlich geheilt.
Endlich der, der zuhört, bis er Dich versteht.
Endlich einer für dick und dünn und immer.
Manchmal sogar Glückseligkeit.
Und dann das:
Erwartungen nicht erfüllt,
Bedürfnisse nicht befriedigt,
Verletzungen, Vorwürfe, Urteile, Angst.
Abgründe. Einsamkeit. Desillusionierung.
„Augen auf bei der Berufswahl“,
hörst Du oft in diesen betrübten Herbsttagen.
Augen auf bei der Bundestagswahl,
bei der Wahl der Freunde, bei der Partnerwahl.
Aber das weißt Du ja auch längst,
bei Deiner Lebenserfahrung: es wird ja nicht besser.
Schlimmer geht immer.
Wenn Du keine Lust hast in Abgründe zu schauen,
kauf Dir 1000 Konservendosen und sperre Dich ein.
Oder Du probierst mal etwas Neues,
sagst statt „Augen auf bei der Partnerwahl“ :
Herz auf für die Partnerwahl.
Sei doch mal ver-rückt und stell Dir vor:
Deine Seele hat richtig gewählt !
Inklusive aller Verletzungen, Vorwürfe, Urteile, Ängste,
Abgründe, Einsamkeiten und Desillusionierungen.
Du musst einfach nur aufhören,
Dich für Deinen Partner
(Nachbarn, Freund, Kollegen, Verwandten)
verantwortlich zu fühlen.
Darfst endlich aufhören, ihn zu verändern,
zu therapieren, zu bemuttern, zu belehren, zu heilen.
Misch Dich nicht ein und lass ihn in Ruhe.
Da fallen gerade ein paar Blätter,
damit neue wachsen können.
Er findet seinen Weg !!!
Vielleicht auch hin zu Dir
(wenn nicht, dann nicht).
Vielleicht summst Du ganz leise
die Melodie seines Herzens,
(falls er sie vergessen hat).
Alte Seelenblätter müssen fallen.
Das tut ein bisschen weh
an den Stellen, wo neue wachsen wollen.
Ihr seid keine Zugvögel.
Ihr seid die, die die Wolken genauso lieben
wie die Sonne, die immer wieder durchbricht,
den Herbst genauso wie den Frühling.
Herz auf für die Partnerwahl.
Spür mal die Frühlingsgefühle.
Süßer Liebeskummer
Süßer Liebeskummer
Menschen erleben und erleiden Abschiede.
Eltern und Kinder verabschieden sich voneinander,
wenn die Zeit des Zusammenlebens vorüber ist.
Menschen in sozialen Berufen verabschieden sich voneinander,
wenn die Zeit der Begleitung vorüber ist.
Liebespartner verabschieden sich voneinander,
wenn die Zeit der Beziehung vorüber ist.
Angehörige und Sterbende verabschieden sich voneinander,
wenn die Zeit des Zusammenseins auf der Erde vorüber ist.
Immer dann gibt es Liebeskummer.
Liebeskummer heißt:
Jetzt ist mein Glück vorüber, weil ich Dich verloren habe
und weil Du mich jetzt nicht mehr beschenken kannst.
Wir nehmen einmal an,
Liebesglück ist so etwas wie
Verstehen, Vertrauen, Versorgen, Vergeben und Verbinden.
Dann wäre Liebeskummer ungefähr dies:
„Das alles hast Du mir geschenkt:
Verstehen, Vertrauen, Versorgen, Vergeben und Verbinden.
Und davon meistens viel zu wenig.
Und jetzt hörst Du ganz damit auf.
Du hattest meinen Mangel von all dem,
so oft und so wunderbar aufgefüllt.
Es war, als hätten sich Deine Geschenke
in meiner Hand so vermehrt, dass
ich Dir immer wieder einen Teil davon zurückgeben konnte.
Nun bist Du gegangen,
Du Vater, Du Mutter, Du Kind, Du Anvertrauter,
Du Liebespartner, Du Verstorbener.
Ich leide sehr unter dem Liebeskummer,
nun von Dir das nicht mehr zu bekommen,
das mich so glücklich gemacht hat:
Dein Verstehen, Dein Vertrauen, Dein Versorgen,
Dein Vergeben und Dein Verbinden.
Es ist ein brennender Schmerz,
als würde mein Herz verbrennen.“
Menschen, die einen solchen Schmerz erlebt haben,
ohne ihn zu leugnen, sich von ihm abzulenken
oder das Verlorene möglichst schnell zu ersetzen,
erfahren manchmal im Schmerz ihrer Einsamkeit
den Segen des Alleinseins (Alle – eins – sein).
Sie fühlen sich auf sich selbst zurückgeführt.
Und beginnen endlich,
Glück und Liebe in sich selbst zu suchen und zu finden,
indem sie beginnen,
sich selbst zu verstehen, sich selbst zu vertrauen,
sich selbst zu versorgen, sich selbst zu vergeben
und sich mit sich selbst und der Liebe in sich, zu verbinden.
Solche Menschen erkennen dann,
dass der Liebeskummer ein Ego-Wahn war.
Und dass der brennende Schmerz
das heilsame Zeichen dafür war,
dass der Ego-Wahn verbrennen wollte, Schritt für Schritt.
Menschen, die bereit sind
(und nur eine kleine Bereitschaft genügt),
sich dem Verbrennen des Ego-Wahns zu stellen
und den Schmerz anzunehmen,
finden so viel Glück und Liebe in sich,
dass sie nicht anders können,
als Glück und Liebe weiter zu verschenken.
Solche Menschen,
Eltern, Kinder, Anvertraute, Liebespartner
und Angehörige von Verstorbenen,
machen manchmal die wundersame Erfahrung,
dass sich in ihnen ein ganz anderer,
ein süßer Liebeskummer einstellt und entwickelt:
Nun, da Du gegangen bist,
kann ich Dich nicht mehr beschenken, mit meinem
Verstehen, Vertrauen, Versorgen, Vergeben und Verbinden.
Das macht mir Kummer und tut sehr weh.
Aber ich bin gewiss, dass für Dich das Gleiche gilt, wie für mich:
Du wirst Liebe und Glück in Dir und Deinem Herzen finden
und nicht mehr außerhalb von Dir suchen.
Du wirst so viel davon in Dir finden,
dass Du es verschenken musst, damit Dein Herz nicht platzt.
Er ist hinreißend, dieser süße Liebeskummer,
Dich nicht mehr hinreichend beschenken zu können,
mit meinem Glück und mit meiner Liebe
(wohl wissend, dass Du hinreichend hinreißend bist,
durch das Glück und die Liebe, die Du in Dir findest,
ohne mich dafür zu brauchen).
Kann sein, dass ich Dich wieder beschenken werde,
Du vermeintlich Verlorene, Du vermeintlich Verlorener.
Ganz sicher aber – neben Dir – auch andere.