Heute oder morgen
Heute oder morgen
Der Eine redet davon,
dass der Sinn im Augenblick liegt,
der Andere davon,
dass gelebte Nachhaltigkeit
gelingendem Leben dient.
Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit,
wer wohl am besten sänge,
zur schönen Maienzeit.
Zwei Herzen schlagen,
welch ein Frust,
auch in meiner unentschiedenen Brust.
Selbstverständlich macht es guten Sinn,
ganz präsent zu sein,
um mir und anderen ein Präsent zu sein.
Einerseits ist es gut,
immer wieder inne zu halten,
auf meinen Atem zu achten,
aus der Stille zu handeln,
mir Zeit für mich zu nehmen,
um mir meiner Selbstfreundschaft
bewusst zu sein,
mir meines Mitgefühls gewahr zu sein,
Gutes Tun jetzt zu tun,
Liebe zu sein
und Achtsamkeit zu haben,
für ungeplant hereinschwebendes Lachen.
Andererseits
muss ich ja wohl auch
Ent-Scheidungen treffen
für meine Träume, Ziele und Visionen.
Was ist mir für die Zukunft wirklich wichtig ?
Welche sinnvollen Werte, Vorhaben und Vorsätze
will ich realisieren ?
Welche Wurzeln will ich düngen,
damit meine Blüten gedeihen ?
Welche Gewohnheiten will ich ändern,
damit meine Selbstverwirklichung
und die meines nahen und fernen Nächsten
nachhaltig realisiert werden ?
Wie finde ich die Selbsterkenntnis,
die mich so weise werden lässt,
dass ich Leben in Frieden gestalte ?
An einem der wenigen kalten Wintertage diesen Jahres
(ich muss wohl angesichts des Klimawandels
meine Nachhaltigkeit vernachlässigt haben
und war noch ganz in Gedanken
beim Kuckuck und dem Esel),
habe ich zwei fallende Schneeflocken
beobachtet und belauscht:
Sie stritten darüber,
wohin sie gerne fliegen würden,
ob sie zum Schneemann geformt werden,
ihren Beitrag zu einer Buckelpiste leisten
oder ein Matschhaufen werden wollten,
der ein Auto zum Schlingern bringt.
Und inwiefern sie beide sich dafür
zusammenreißen, fortbilden
oder loslassend hingeben müssten.
Kurze Zeit später
landeten beide direkt vor meinen Augen
im Frieden eines schneebedeckten Waldweges.
Da dämmerte mir:
Auch ich schwebe oder lande im Frieden,
unterbrochen von der Hetze meiner
Träume, Ziele und Visionen.
Ich treffe Entscheidungen
sofort, später oder halb.
Fleißig oder träge
sammle ich Erfolge und Scheitern.
Ich sehne mich nach Freiheit von Dingen
ohne zu wissen, zu welcher Freiheit
ich mich befreien will.
Immer besser lerne ich mich kennen.
Als Heiliger oder Böser
hasse ich manches Mal das Gute
und genieße das Böse.
Oft schwelge ich in
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft.
Es scheint für jeden Flug und für jede Landung
einen richtigen oder falschen Zeitpunkt zu geben,
den ich vielleicht befördern oder behindern kann.
Ohne ihn zu kennen.
Das rechte Maß nicht zu kennen,
scheint das rechte Maß zu sein.
Bereits jetzt und trotz allem
werde ich in Frieden ruhen.
Ein wenig kommt es mir vor,
als sei ich ein Mensch.