Wa(h)re Bedeutsamkeit
Wa(h)re Bedeutsamkeit
Tatsächlich, ja :
manchmal sind wir nur ein Tropfen
auf dem heißen Stein,
der verpufft:
beim Frieden, bei der Gerechtigkeit,
bei der Bewahrung der Schöpfung,
beim Glauben, bei der Hoffnung, bei der Liebe.
Dann träumen wir manchmal davon,
andere mögen sich endlich vom
Sofa der Bequemlichkeit und Resignation erheben
und sich mit uns zusammentun,
um gemeinsam den heißen Stein abzukühlen.
In ganz besonderen Momenten
bekommen wir ein Gefühl
für die eigene Kraft und Macht,
eine Idee davon, dass in unserem Tropfendasein
der ganze Ozean ist,
der heiße Steine und Berge versetzen kann.
Dann erleben wir die Erfüllung unserer Träume
im Geschehenlassen.
Es gibt aber auch immer wieder diese Momente,
in denen wir uns klein, schwach, ängstlich
und bedeutungslos fühlen.
Dann ist es gut,
wenn wir unser Selbstbewusstsein stärken:
für die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben,
sind wir von größter Bedeutung und unersetzbar.
Ein besonderer anderer Mensch,
ist für uns der wichtigste Mensch auf der Welt.
Wir haben in der Vergangenheit Bedeutsames bewirkt,
das uns so geprägt hat, dass wir auch in Zukunft
große Ziele erreichen werden.
Das alles ist wahr und es ist gut,
es nicht zu vergessen.
Gleichzeitig dürfen wir einsehen,
dass wir eben gerade nicht ! unersetzbar sind.
Dass der eine besondere andere Mensch
eben nicht ! unbedingt
der einzig wichtige Mensch auf der Welt sein muss.
Dass wir das Gefühl von Sinn und Erfüllung
im gegenwärtigen Augenblick erleben
und gerade nicht ! in den Prägungen,
mit denen man bedeutsame Ziele erreichen will.
Unsere Bedeutsamkeit
ist eben genau keine Ware,
die wir anbieten können, um dafür entlohnt zu werden.
Unsere wahre Bedeutsamkeit
liegt in der Gleichzeitigkeit von
bedeutsam sein,
ohne sich für bedeutsam zu halten.
Tatsächlich
dürfen wir unsere Verantwortung wahrnehmen
und unsere einzigartige Aufgabe erfüllen.
Tatsächlich
dürfen wir für mindestens einen besonderen Menschen
eine besondere Verantwortung wahrnehmen.
Tatsächlich
dürfen wir aus der Vergangenheit lernen,
wie in der Zukunft das Leben gelingen kann.
Gleichzeitig ist unsere Bedeutungslosigkeit
die höchste Form der Freiheit.
Eine wahre Freiheit,
die in Verantwortung ruft.
Eine wahre Bedeutung, die keine Ware ist.
Es geht um die Kunst der Gleichzeitigkeit:
sich selbst für bedeutsam zu halten,
ohne den Egoismus zu stärken.
Und sich selbst für bedeutungslos zu halten,
ohne die eigene Minderwertigkeit zu stärken.
Womöglich ist es so:
In dem Augenblick,
in dem wir Bedeutungslosigkeit praktizieren
und uns im erfüllten Nicht-Tun üben,
könnte die Erleuchtung beginnen.
In einer Verantwortlichkeit,
die aus Freiheit geboren ist
und in die Freiheit ruft,
wird die Bedeutsamkeit einer einzigartigen Aufgabe
und die Bedeutsamkeit einer einzigartigen Person
in den Mittelpunkt unseres Blickfeldes gerufen.
Und das ist die Liebe.