Wie ich uns liebe
Wie ich uns liebe
Ich will meine Augen nicht verschließen
vor Dir und Deinen Sorgen, Ängsten und Schmerzen.
Aber ich will sie für eine Weile schließen,
wenn mir all das von da draußen zu viel wird
und ich und unser Wir verloren zu gehen drohen.
Dann will ich lieber erst einmal
in mein eigenes Herz hineinschauen.
Dann will ich,
dass mein leidenschaftliches Mitgefühl
und meine heiter-gelassene Selbstfürsorge,
sich im strahlenden Leuchten
meiner eigenen Augen ausdrücken
und sich dann zu Dir hinwenden möchten.
Dann will ich diesen Augenblick,
in dem Deine Augen mich erblicken
und ich aus tiefstem Herzen sagen kann,
dass ich Dich sehe,
Dich wirklich sehe
und nicht mich in Dir.
Ich will meine Ohren nicht verschließen
vor Dir und all dem,
was Du mitteilen und teilen möchtest.
Ich will das Gehörte und Gespürte
in Ruhe und Frieden wirken lassen,
im Herzen, dem Ort zwischen den Ohren.
Ich will dann lieber nachfragen, als antworten.
Ich will Dich ganz hören,
auch zwischen den Worten,
Dich ganz hören,
statt mich in Deinen Worten.
Ich will Dich in diesem einen Ohrenblick
ganz hören,
ohne Vergangenheit und Zukunft,
ohne Wertung und Urteil.
Und will aus tiefstem Herzen sagen können:
Ich höre Dich.
Ich will meinen Mund nicht verschließen vor Dir
mit all dem, was mich an meiner
Aufrichtigkeit hindern möchte.
In wertschätzender Achtsamkeit
will ich das Risiko eingehen,
dass alles Gesagte für immer in der Welt ist.
Mir ist bewusst,
dass ich meine Selbstoffenbarungen
und meine Rückmeldungen sehr oft nicht
in liebevoller Wertschätzung kommuniziere.
Aber ganz sicher weiß ich auch,
dass mein Schweigen dem Kontaktabbruch dient
und unsere Verbundenheit unterbricht.
Ich will meinen Mund nicht zu voll nehmen,
aber wenn sich Dir, mir oder uns
jemand in den Weg stellen möchte,
werde ich ihn vollmundig bitten,
seinen eigenen Weg zu gehen.
Ich will teilen, was ich denke und fühle,
damit ich aus tiefstem Herzen sagen kann:
Ich schenke mich Dir.
Ich will meine Nase nicht verschließen vor Dir,
nachdem ich entdeckt habe,
wie gut ich Dich riechen kann.
Aber ich will meine Nase
nicht in alles reinstecken.
Die meisten unserer Angelegenheiten
sind unsere eigenen Angelegenheiten.
Aber ich will meine Nase überall da reinstecken,
wo etwas oder jemand sich gewürdigt fühlt,
seinen eigenen Atem zu atmen
und sich durch mein achtsames Schnuppern ermutigt fühlt,
seine betörenden Düfte zu teilen.
Damit ich aus tiefstem Herzen sagen kann:
Ich erkenne Dich.
Ich will meine schweißtreibenden Poren
nicht verschließen vor Dir
und unserer gemeinsamen Angst vor der Liebe,
die immer dann auftaucht,
wenn wir uns einbilden,
die Liebe nicht verdient zu haben.
Stattdessen soll jede einzelne Pore geöffnet sein
für das liebliche Gefühl
des Berührens und Berührtwerdens.
Ich will Dich so umarmen, dass Du weiter atmen kannst.
Dich sanft halten, statt festhalten.
Will Dich so drücken,
dass Du Dich nicht erdrückt fühlst
und Dir nahe sein, ohne in Dich zu drängen.
So geschieht dann manchmal,
ganz ohne dass wir uns berühren,
dass das Berühren unserer Seelen
sich auf der Haut anfühlt,
wie ein warmer Sommerwind.
Und in der Haltung gegenseitigen Ergänzens
erwächst die Bewusstheit der jeweiligen
Vollständigkeit.
Dann weiß ich wieder, wie ich uns liebe,
als Du, Ich und Wir.