Es ist was es ist
Es ist was es ist
„sagt die Liebe“.
So steht es in dem Gedicht von Erich Fried:
„Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.
Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst.
Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“
In Hochachtung vor Erich Fried
und in aller Bescheidenheit,
allein um zusätzliches Nachspüren anzuregen,
sei hier angefügt:
Es ist sinnlos und nicht zu ändern,
sagen Verzweiflung und Resignation.
Es wird nicht gelingen und wieder schief gehen,
sagen Misstrauen und Pessimismus.
Es ist unverzichtbar und nie genug,
sagen Unzufriedenheit und Gier.
Es muss so sein und kann nur so gelingen,
sagen Besserwisserei und Verachtung.
Es muss Spaß machen und Selbstbefriedigung bringen,
sagen Konsumterror und Vergnügungssucht.
Es ist ungerecht und kaum auszuhalten,
sagen Fremdbestimmung und Opferhaltung.
Es muss toleriert werden und bleiben wie es ist,
sagen Trägheit und Sicherheitsbedürfnis.
Es ist unerträglich,
sagt das Selbstmitleid.
Es ist was es ist,
sagt die Liebe.
Viele dieser Glaubenssätze
(in der jeweils ersten Zeile),
kommen aus Erfahrungen in der Vergangenheit.
Gedanken, die sich auf der Festplatte unseres Gehirns
eingebrannt haben.
Gedanken, die zu unseren Geschichten geworden sind.
Diese Gedanken und Geschichten
rutschen in Sekundenschnelle in den Bauch
und lassen sich dort in der Gegenwart
als unser Gefühl wahrnehmen.
Wenn es ein schönes Gefühl ist,
wollen wir das für die Zukunft bewahren oder wiederholen.
Wenn es ein unschönes Gefühl ist,
wollen wir das in der Zukunft vermeiden.
Das bedeutet einerseits,
dass wir Verantwortung übernehmen wollen
für unser Glück, unser Leben, unsere Gefühle.
Andererseits fragen wir uns,
warum wir damit immer wieder scheitern.
Ein Grund dafür könnte der sein,
dass wir viel zu oft Kopfbauchler sind,
Menschen, die ihre Gedanken und Geschichten,
am Herzen vorbei,
direkt in den Bauch rutschen lassen.
Aber: man sieht nur mit dem Herzen gut !
Es ist, was es ist, sagt das Herz, die Liebe.
Die Liebe, die wir immer bei uns haben.
Ich suche unter allen Umständen den Sinn
und ich kann mich und Situationen verändern.
Ich ruhe im Frieden der Ungewissheit,
dass Dinge gelingen und schief gehen können.
Ich finde Kraft im Verzicht,
wissend, dass ich alles habe, was ich brauche.
Ich öffne mein Herz für neue Erfahrungen
von Bewahrung und Veränderung.
Ich reduziere egoistisches Nehmen
für wahres Empfangen durch Geben.
Ich verlasse die selbstmitleidige Opferrolle
(nach einer selbstbestimmten Zeit gegönnten Jammerns)
und tue, was mein Herz mir sagt.
Ich verabschiede mich von trotzig-dumpfer Toleranz.
Nein, ich will nicht alles lieben, wie es ist.
Aber ich will die Wirklichkeit nicht mehr bekämpfen.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Und das sagt mein Herz mir immer dann,
wenn ich es wahrnehme, zwischen Kopf und Bauch:
Es ist, was es ist, es ist die Liebe,
in jedem Menschen, in jedem Ding und in jeder Situation.
Vater- und Mutterliebe
Vater- und Mutterliebe
Wir sehnen uns so sehr nach Liebe.
Vielleicht endlich mal jetzt im neuen Jahr,
nach allem, was war.
Es gab so viel Bedrückendes:
Verletzung, Verlust, Angst, Urteil, Einsamkeit.
Vieles war so ungerecht.
Die Kraft geht aus. Es ist genug.
Endlich mal wieder geliebt werden,
ohne funktionieren zu müssen.
Wir sehnen uns nach Mutter und Vater,
die an unserem Krankenbett sitzen,
unsere heißen Wangen streicheln
und betend unseren Schlaf bewachen.
Trotz allem:
es ist gut, den Schmerz zu spüren,
die Wunde der Ungeliebten,
und in ihm die Sehnsucht
nach Geliebtwerden und Heilung.
Dieser Schmerz und diese Sehnsucht
sind die Tür zur Liebe.
Insofern dürfen wir sogar dankbar sein
für den Schmerz
und die Sehnsucht nach Geliebtwerden.
Und die Erfahrung machen,
dass die Sehnsucht nach Geliebtwerden
durch eigenes Lieben gestillt wird.
Wir erkennen und erleben,
dass wir uns immer dann geliebt fühlen,
wenn wir lieben.
Wir sind NIEMALS darauf angewiesen,
geliebt zu werden.
NIEMALS ist unser Glück abhängig,
von der Liebe eines anderen.
Es gibt nur einen einzigen Ort,
an dem wir die Liebe finden können
und der ist NIEMALS außerhalb von uns.
Die Liebe ist bereits da,
ist in der Mitte unseres Herzens.
Wir alle haben die wahre, reine, vollkommene,
bedingungslose, göttliche Liebe erlebt,
von Vätern und Müttern
oder als Väter und Mütter.
Da sind Vater oder Mutter,
die würden ihr Leben für uns lassen,
in jeden Fluss springen um uns zu retten.
Menschen, die betend unseren Schlaf bewachen.
Wir sind Vater oder Mutter,
die würden für ihr Kind ihr Leben lassen,
in jeden Fluss springen um ihr Kind zu retten.
Menschen die betend ihres Kindes Schlaf bewachen.
Warum nur sollten wir,
die wir die Liebe erlebt haben,
ernsthaft glauben, dass diese Liebe
sich nur auf das eigene Kind beschränkt?
Das wären Eltern,
die das Kinderzimmer verließen,
den Platz des himmlischen Friedens
und der bedingungslosen Liebe,
nur um zurückzukehren in die Welt
und in ihre Beziehungen,
um dort sogleich wieder
das Geliebtwerden einzufordern.
Nein. Die Liebe fordert nicht.
Und sie unterscheidet nicht.
Liebende Eltern
schenken dem Kind den Raum der Liebe
und der bedingungslosen Vergebung
und tragen diese Liebe und Vergebung
in die Welt und in ihre Beziehungen.
Menschen, die einander vergeben,
sind für immer liebend miteinander verbunden
und Menschen, die nicht mehr für immer
miteinander verbunden sein wollen oder können,
haben aufgehört, einander zu vergeben.
Kein Zufall,
dass Gott manchmal als Vater oder Mutter
bezeichnet und erlebt wird.
In unserer Vater- oder Mutterliebe,
die nichts wünscht, erwartet oder fordert,
wird sie ganz und gar offenbar,
die reine, wahre, gebende, göttliche Liebe.
Wir könnten heute damit beginnen,
einem ganz besonderen Menschen,
(der sich mit heißen Wangen so sehr danach sehnt)
mit Vater- oder Mutterliebe zu begegnen.
Gute Vorsätze für das neue Jahr
Gute Vorsätze für das neue Jahr
Ich will in diesem neuen Jahr
nicht mehr darum bitten,
mehr geliebt zu werden.
Stattdessen entlasse ich die Mitmenschen
aus meiner Sehnsucht nach Liebe
und beginne sie zu lieben.
Da vermischen sich untrennbar
das Geben und das Empfangen.
Ich will in diesem neuen Jahr
nicht mehr darum bitten,
dass mehr Frieden in die Welt kommen möge.
Stattdessen schaue ich mir
alle meine Vorwürfe und Urteile an
und gehe durch sie hindurch.
Da entsteht hinter der Enge meiner Angst
die Weite der Vergebung.
Ich will in diesem neuen Jahr
nicht mehr darum bitten,
dass mehr Trost meinen Schmerz heilen möge.
Stattdessen finde ich mit dem offenen Herzen
des Mitgefühls Menschen,
deren Schmerz größer ist als meiner.
Da erfahren wir im heilsamen Miteinander
durch gegenseitiges Trösten Trost.
Ich will in diesem neuen Jahr
nicht mehr darum bitten,
Freiheit zu finden
von all meinen Bindungen und Abhängigkeiten.
Stattdessen spüre ich
im Hunger nach Gerechtigkeit,
das Bedürfnis Fesseln Benachteiligter zu lösen.
Da verwandeln sich erdrückende Anhaftungen
in sinnstiftende Bindungen der Liebe.
Ich will in diesem neuen Jahr
nicht mehr darum bitten,
dass ich mehr Glück und Segen erleben darf,
die ich in Gesundheit, Partnerschaft, Freundschaft,
Berufstätigkeit, Wohlbefinden und Wohlstand
zu finden hoffe.
Nach allem,
was ich im vergangenen Jahr
erfahren und erlebt habe
weiß ich,
dass ich Glück und Segen
nur dann erfahren und erleben kann,
wenn ich sie im Hier und Jetzt,
in diesem Augenblick,
erfahren und erleben kann.
Trotz allem.
Und wegen allem.
Und mit allem.
In diesem Augenblick meines Lebens gibt es
Liebe,
Frieden,
Trost,
Freiheit,
Glück und Segen.
Ich will in diesem neuen Jahr
auch Gott nicht darum bitten,
dass Sein Wille geschehen möge.
Damit würde ich mich
aus der Verantwortung stehlen.
Ich gehe davon aus, dass Gott gut ist.
Und dass Er Gutes geschaffen hat.
Auch mich.
Also muss ich davon ausgehen,
dass in der Tiefe meines Herzens
derselbe Wille wohnt,
der Gottes Wille ist.
Ich will in diesem neuen Jahr,
dass unser Wille geschieht,
der Wille,
der Liebe, Frieden, Trost, Freiheit,
Glück und Segen
in die Welt bringt.
Ich will,
dass unser Wille geschieht,
in mir, für mich
und durch mich für andere.
Und diesen guten Vorsatz
lasse ich jetzt los.
Zwischenräume
Zwischenräume
Wir Menschen befinden uns zur Zeit
„zwischen den Jahren“
und stellen fest:
irgendwie sind wir immer irgendwie dazwischen.
Dabei fragen wir uns, ob es Sinn machen könnte,
die Zwischenräume sinnvoll zu definieren,
z.B. so, oder ähnlich:
Zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit
ist Tee trinken und Kraft sammeln.
Zwischen Streit und Versöhnung
ist die Beziehungsklärung.
Zwischen den Stühlen
ist das Ringen um Balance.
Zwischen Innen und Außen
ist Selbstfürsorge und Fürsorge.
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
ist die Gegenwart.
Zwischen Geburt und Tod
ist das Leben.
Und so können wir leicht erkennen:
Zwischenräume sind Chancen,
wir müssen uns nicht eingeklemmt
und gefangen fühlen.
Zwischenräume sind Spielräume,
in denen wir lernen können,
was zu tun und zu lassen ist,
beim Arbeiten und beim Lieben,
damit wir unsere einzigartige Bestimmung
so leben können,
dass wir froh und glücklich sind.
Dieses Lernen sollte allerdings
nicht ausschließlich erfolgsorientiert sein
so, als müssten wir unbedingt zielorientiert
irgendwelche politischen, ethischen
oder religiösen Dogmen realisieren.
Der Zwischenraum,
der ein Spielraum ist,
ist ein Raum des Geschehenlassens.
So, wie es ein Kind
beim Malen, Bauen und Spielen zulässt,
dass ganz von alleine
etwas Sinnvolles geschieht,
können Erwachsene Zwischenräume
spielerisch zum Geschehenlassen nutzen,
dem Nicht-Tun,
in dem alles getan ist.
Und im Zulassen, dass Sinnvolles geschieht.
Kein gesunder Mensch würde sagen:
„Ich muss dringend etwas Sinnvolles tun,
da, direkt vor meinen Augen befindet sich Sauerstoff,
ich werde jetzt atmen und meine Lungen füllen,
um weiterhin gut leben zu können.
Stattdessen ist dies
die Wirklichkeit menschlichen Seins:
ES atmet mich.
Absichtslos und achtsam gegenwärtig
stelle ich fest:
ES atmet mich.
Das Leben will, dass ich lebe.
In be-sinn-licher Stille
und meditativer Gleich-Gültigkeit
erlebe ich die Freude und die Dankbarkeit
des Geschehenlassens:
Das Leben lebt mein Leben.
Und das Leben liebt mein Leben.
Das Leben schenkt mir
das Geschehenlassen
in Zwischenräumen, die Spielräume sind,
zwischen den Jahren,
zwischen zwei Menschen,
zwischen gestern und morgen,
zwischen Geburt und Tod.
Wir haben es bereits hundertfach erlebt:
In Zwischenräumen
geschieht das Heilsame.
Mensch kann das nicht machen.
Und mit der Liebe
ist es wie mit dem Atmen:
sie ereignet sich.
Vielleicht findet sich beim Jahreswechsel
ein Licht am Himmel,
das unsere Augen, Herzen und Hände öffnet,
für das neue Lebensjahr.
Engelsdüfte
Engelsdüfte
Das ganze Zimmer leuchtet in orange,
Sonnenaufgang.
Das erinnert mich an Mutter,
die uns Kindern beim Sonnenuntergang an Heiligabend,
auf dem Weg von der Kirche nach Hause zur Bescherung,
erklärt hat:
„Das Christkind backt Kuchen“.
Vor mir steht leuchtend ein Engel
aus gläsernem Acryl,
mit einem bläulichen LED-Lämpchen.
Herrlich romantisch,
fast ein bisschen kitschig.
Den bekommen meine Enkel zu Weihnachten.
Ich erinnere mich an die Zeit
ernsthafter theologischer Auseinandersetzungen
mit der Weihnachtsbotschaft der Inkarnation,
der Fleisch- und Menschwerdung Gottes.
Als ich jeden romantischen Weihnachtskitsch
vehement bekämpft habe.
Aber viel lieber erinnere ich mich an die Zeit
mit all den herrlichen Klängen und Gerüchen,
den seelischen Erschütterungen knisternder Vorfreude
beim Plätzchenbacken im Kerzenschimmer.
Und an die Zeit, als wir für unsere Tochter
den ganzen Wohnzimmerteppich
mit Stroh bedeckt hatten,
um der Krippe ganz nahe zu sein.
Meine Enkel bekommen einen
bläulich leuchtenden Acrylengel.
Das Geheimnis der Weihnachtsengel:
Sie sind wie Düfte.
Sie krabbeln in jede Ritze.
Weihnachtsengeldüfte
sind nicht einfach nur romantisch.
Sie krabbeln in jede Ritze.
Wenn Du Frieden willst und Versöhnung,
wenn Du Flüchtlinge wie Maria und Josef
aufnehmen willst,
musst Du damit rechnen,
dass Du den Christus in Dein Haus lässt.
Das ist nicht romantisch.
Kann sein, dass wir Menschen
viel lieber auf all die Romantik achten,
damit wir uns die frohe Botschaft
nicht anschauen müssen.
Frieden wirklich wollen
ist kein romantisches Knistern.
Die Engelsdüfte gehen in jede Ritze.
Auch dahin, wo unser Unfriede ist,
unser Rechthabenwollen, unsere Urteile,
unsere Sorgen und Ängste.
Wenn wir es uns erlauben,
all unseren Groll und all unsere Angst anzuschauen,
ist das der wundersame Beginn, beide loszulassen.
Wir dürfen unsere versteckten Flüche flüstern,
uns unserer bodenlosen Einsamkeit stellen,
unseren gierigen Egoismus aussprechen,
unseren Hass in ein Kissen schreien,
unsere bisher ungeweinten Tränen strömen lassen,
unsere tiefsten Sehnsüchte bekennen
und vor dunkler Todesangst erschaudern.
Das alles auch ist unsere Wirklichkeit.
Hinschauen und Loslassen ist kein Spaß
und keine Romantik.
Wenn wir uns all dem, was so furchtbar weh tut,
vertrauensvoll und mutig stellen
und es mit jemandem teilen,
müssen wir damit rechnen,
dass jemand uns zum Christus wird,
wir jemandem zum Christus werden.
DAS könnte in diesem Jahr
die Weihnachtsbotschaft sein.
Und dafür dienen
all die schönen Gerüche und Klänge,
all die wunderbaren Leckereien.
Ja, das Christkind backt Kuchen.
Und meine Enkel
bekommen einen gläsernen Acrylengel
mit bläulichem LED-Lämpchen.
Denn Engelsdüfte gehen in alle Ritzen.
Wundertäter
Wundertäter
Wusstest Du eigentlich schon,
dass Du ein Wundertäter bist und Wunder tun kannst?
Ich habe heute Morgen eins getan und erlebt
und ich will Dir das Geheimnis verraten, wie es geht,
dann sind wir schon mal zwei.
Ich saß so da, ganz in Gedanken versunken.
Beim Grübeln
kamen meine Sorgen und Ängste nach oben,
all mein Unerledigtes,
mein Groll, meine Urteile, meine Vorwürfe,
meine Konflikte, meine Unzufriedenheiten,
meine Trägheiten und Resignationen.
All diese Fragen.
Und all dies Grübeln und Fragen
gipfelte in die eine Frage:
Liebe ich und bin ich geliebt?
Und bei dieser einen, letzten Frage
geschah etwas, das ich zunächst nicht verstand:
irgendetwas war auf einmal ganz anders.
Da kam so ein Gefühl von Dankbarkeit
angeschlichen.
Das hat sich so gut angefühlt,
dass ich ein wenig dabei bleiben wollte,
bis mir klar wurde, wie glücklich sich das anfühlt.
Und ich dachte: JA,
Dankbarkeit führt so sicher zu Glück,
wie Undankbarkeit zu Unglück führt.
Mich zu fragen,
ob ich liebe und geliebt werde,
führt so sicher zu Liebe,
wie das Nichtstellen dieser Frage dazu führt,
mir der Liebe nicht bewusst zu sein.
Das war wie ein Durchbruch
durch die Wolken der Sorgen.
„Nur“ diese eine Frage.
Diese eine, alles entscheidende Frage.
In diesem einen Augenblick,
in dem sie da war, die Liebe
(und sie ist immer da!),
gab es für diesen Augenblick
keine Sorge, keine Angst, keinen Groll.
Da wurde mir klar:
Solange ich atme, liebe ich
und werde geliebt.
Das ist unumstößliche Wahrheit
und Wirklichkeit.
Da kann ich nichts dran ändern.
Dass die Liebe da ist,
ist mindestens so sicher
wie die Tatsache, das Licht und Luft da sind.
Kann sein, dass ich blind bin oder es Nacht ist.
aber das ändert nichts daran, dass die Sonne scheint.
Kann sein, dass mir mal die Luft weg bleibt,
aber das ändert nichts daran, dass es Sauerstoff gibt.
Kann sein, dass ich sie mal nicht spüre, die Liebe
oder ich ihrer nicht bewusst bin,
aber das ändert nichts daran, dass sie da ist.
Allein das ist schon ein Wunder:
Ich muss nichts tun oder lassen,
„nur“ diese eine Frage stellen:
Liebe ich und bin ich geliebt?
Damit ist alles getan.
Ich nehme alles an, so, wie es ist
und stelle nur diese eine Frage.
Und dann geschieht es:
Ich liebe. Und ich bin geliebt.
Und hier kommt das eigentliche Wunder,
das Dich und mich zu Wundertätern macht.
Halt Dich irgendwo fest, es könnte Dich umhauen:
Du stellst diese eine, alles entscheidende Frage:
Liebe ich und bin ich geliebt?
Wenn Du mit JA antwortest,
ist sie da die Liebe.
Und wenn Du mit NEIN antwortest,
ist sie erst recht da, die Liebe,
denn Du bist Dir gerade,
allein durch das Stellen der Frage,
ihrer bewusst geworden.
Da kannst Du nichts dran ändern.
Die Liebe macht, was sie will.
Da kannst Du auch tun und lassen, was Du willst.
Ist DAS schön ? !!!
Sein und Sollen
Sein und Sollen
beschreibt sie wohl ganz gut,
diese stressige Quälerei
in der Vorweihnachtszeit,
diese Diskrepanz zwischen dem was ist
und dem, was unbedingt muss.
Advent heißt ja wohl Erwartung von Ankunft.
Was bedeutet eigentlich Weihnachten?
Es fehlen mir noch ein paar Geschenke.
Wollte noch Plätzchen backen.
Ich muss vor Weihnachten
noch ein paar Konflikte lösen
und Beziehungen klären, besonders die eine.
Dies und Das am Schreibtisch
wäre noch zu erledigen.
Jetzt wird es endlich dringend Zeit
für die Winterreifen.
Beruflich müssten vor Weihnachten
noch zwei bis drei Projekte
in Angriff genommen werden.
Und zwei bis drei Einladungen.
Und der Hausputz.
Ach ja, die Überweisung an die Kindernothilfe.
Und all das,
was ich bis Dezember aufgeschoben hatte.
Muss auch noch zum Weihnachtsmarkt.
Zu alledem sind noch ein paar
wichtige Entscheidungen zu treffen,
z.B. wer zu den Festtagen besucht
oder ausgeladen wird.
Ein bisschen Bewegung täte mir auch gut.
Sollten wir den Zustrom der Flüchtlinge begrenzen?
Was ist mit den Tornados? Und dem Klima?
Und dann kommt ja noch diese Adventsfeier.
All das klingt wie eine Eskalation,
hinein gesteigert bis in die Heilige Zeit:
Die Gans ist zäh, den Zeitpunkt verpennt,
die genervten Gäste nörgeln vehement,
und die Kerzen zerfließen dezent,
weil der Baum brennt.
Dies oder Das ist erfolgreich verschoben
und für das nächste Jahr aufgehoben.
Die Waage knirscht vom cremigen Tortenboden.
Geschenke dürfen zurück zum Erzeuger
und für Beziehungskonfliktlösungen finden sich
friedensstiftende Suchtstoffbetäuber.
Die Tornados machen Festtagspause,
obwohl die Muslime gar keine Christen sind.
Der Klimagipfel plant für 2020,
die Lichterketten an den Festtagen
für 10 Minuten am Tag ausschalten zu lassen.
Joggen ist im Frühling wirklich schöner.
(das könnte ich zeitlich
mit den Sommerreifen verbinden).
Bei den Beziehungskonflikten vertraue ich auf die Zeit,
die die Wunden heilt.
Da fällt mir ein:
was war eigentlich mit der geplanten Besinnung
in der Adventszeit?
Da war wohl auch wenig Sein und viel Sollen…
Immerhin,
die Weihnachts – CD lief ein paarmal.
Quälerei. Schlechtes Gewissen.
Mit dieser Geburt sollte doch
der Himmel auf die Erde kommen.
Und jetzt?
Versagt.
Gescheitert.
Das haut mich um.
Und während ich so da sitze,
umgehauen von der Wirklichkeit,
und diese Gefühle zulasse,
erkenne ich:
Das alles bin ich nicht,
dieses ganze Wollen, Sollen und Müssen:
Ich kann und will
manche Dinge nicht entscheiden.
Ich kann und will mir und anderen
nicht alles recht machen.
Ich kann meinen Ansprüchen
und denen anderer nicht genügen.
Ich kann und will nicht
auf Knopfdruck funktionieren.
Ich bin nicht perfekt.
Ich will nicht mehr Aufschieben sagen,
wenn ich Dinge verschiebe.
Ich kann nicht immer nur lieben.
Ich bin einer, der immer wieder versagt.
Und scheitert.
Ich bin und ich bin nicht Dies und Das.
Ich tue und lasse Dies und Das.
Genau so bin ich perfekt.
Ich habe statt Sollen mein Sein gewonnen,
da ist auf einmal der Himmel gekommen.
Advent
Advent
Ich schlendere über den Weihnachtsmarkt.
Mit allen Sinnen.
Ich sehe
all die glänzenden Lichter,
die vielen leckeren Süßigkeiten
und die Menschen, die Geschenke kaufen.
Ich höre
die schönen alten Weihnachtslieder,
die Glocken der Kirche und des Karussells
und die Menschen, die fröhlich essen und trinken.
Ich rieche
den Glühwein und die Wurst,
die Kohle unter den heißen Maronen
und die Menschen, mit frischem Deo über dem Alltagsschweiß.
Ich schmecke
wie Sehen, Hören und Riechen auf der Zunge landen,
gebrannte Mandeln nach der Qual der Wahl
und die Menschen, die sich im Genuss verbinden.
Ich fühle
das Wasser im Munde zusammen laufen,
die kühlende Luft auf der Haut
und die Menschen, die in der Warteschlange Kontakt suchen.
All das verbinde ich mit kindlichem Glück,
mit Frieden, Freude und Vorfreude.
Aber irgendetwas ist anders in diesem Jahr:
ich sehe einen Mann mit einem schwarzen Vollbart.
Mit meiner Tüte gebrannter Mandeln
schlendere ich weiter
und bleibe vor der Krippe stehen.
Sonst nie in den vergangenen Jahren,
aber erstmalig in diesem Jahr,
bleibe ich vor der Krippe stehen
(es gibt noch Weihnachtsmärkte mit Krippen).
Ich spüre einen Schreck,
so ein kleines schlechtes Gewissen:
Was hat mich all die Jahre
so achtlos an der Krippe vorbei gehen lassen?
Bin ich ein Heiliger Konsument ?
Bin ich einer,
der sich mit Konsum von seiner Angst ablenkt ?
Habe ich womöglich aus ungeheilter Angst
„böse“ Gedanken
und Böses in die Welt gebracht ?
Ich lasse mich vom Anblick der Krippe berühren:
Nein ! Das „Böse“ gibt es nicht !
Es sind meine lieblosen Gedanken
(die aus meinen Ängsten kommen)
über Dinge, Situationen und Menschen.
Und auf einmal,
mittendrin in all dem Glitzer, den Klängen, den Gerüchen,
der gebrannten Mandel auf meiner Zunge
und den Menschen, die kurz innehalten
und mich kurz berühren,
während sie mich da stehen sehen,
öffnen sich ein klein wenig meine Sinne,
hin zu einer anderen Wahrnehmung:
Ich sehe, höre, rieche, schmecke und fühle
angesichts dieser Krippe
so etwas ganz Sanftes in mir,
in den anderen Menschen,
in allen anderen Menschen,
in den Menschen mit schwarzen Vollbärten
und zwischen mir und den anderen Menschen.
Nein, das gibt es nicht, das Böse.
Dieses Sanfte,
in mir und allen anderen Menschen,
ist nur manchmal zugedeckt,
von irgendetwas anderem.
Advent heißt ja eigentlich „erwartungsvolle Ankunft“.
Aber seit ich kurz stehen blieb an der Krippe
weiß ich:
Ich muss nicht auf irgendetwas warten.
Ich darf mich erinnern:
Das liebevolle Sanfte ist in mir und allen anderen.
Alles Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen,
bei Weihnachtsmärkten, im Advent und an Weihnachten,
ist Erinnerung an das,
was längst schon da ist.
Bei allen.
Wer bin ich?
Wer bin ich ?
Wer bin ich eigentlich?
Bin ich meine unterschiedlichen Rollen?
Bin ich Leib, Seele und Geist?
Bin ich Produkt meiner Erfahrungen und Erkenntnisse?
Bin ich meine Gedanken und Gefühle?
Bin ich meine guten und schlechten Erinnerungen
an die Vergangenheit?
Bin ich meine Hoffnungen und Befürchtungen
für die Zukunft?
Bin ich der, dessen Gegenwart so sehr
von der Vergangenheit bestimmt ist,
dass dadurch die Zukunft geprägt wird?
Wer bin ich?
Ich bin der, der schlecht gelaunt Auto fährt (Gegenwart),
weil er keinen Parkplatz finden wird (Zukunft),
da er dort meistens keinen gefunden hat (Vergangenheit).
Ich bin der,
der bei der Arbeit ungerecht behandelt wird (Gegenwart),
und der deswegen verzweifeln und ausbrennen wird (Zukunft),
weil alle Kollegen immer nur an sich denken (Vergangenheit).
Ich bin der, der sich als nicht liebenswert fühlt (Gegenwart),
und wahrscheinlich wieder abgelehnt werden wird (Zukunft),
weil er das schon mehrfach erlebt hat (Vergangenheit).
Ich bin also der,
der kein Glück, keinen Sinn und keine Erfüllung findet,
weder beim Parken, noch bei der Arbeit, erstrecht nicht in der Liebe.
Der einzige Trost der mir bleibt ist der,
dass ich nichts dafür kann.
Etwas oder Jemand ist schuld,
die Situation, die Umstände, die Bedingungen,
die anderen, eine Person, die Menschen,
das Schicksal oder die Höhere Macht.
Keine rosigen Aussichten: Ich bin der schuldlose Verlierer.
Was tun?
Wie komme ich raus aus dem Teufelskreis?
Es muss einen besseren Weg geben!
Vielleicht so:
Ich verändere die andere Person oder die Situation.
Das ist aber nicht so ganz leicht.
Oder ich verlasse die andere Person oder die Situation.
Das ist schon etwas leichter.
Oder ich flüchte in Sucht und Depression.
Das ist noch leichter.
Ich bin aber nicht ganz sicher,
ob ich mit einer dieser Optionen
Glück, Sinn und Erfüllung finde.
Es muss einen besseren Weg geben.
Vielleicht so:
ich atme dreimal tief ein und aus und spüre, dass ich lebe.
Währenddessen stelle ich fest:
Ich BIN gar nicht die Angst.
Ich BIN nicht das Opfer.
Ich BIN nicht die Hoffnungslosigkeit.
Die Wahrheit, die vielleicht heilt, ist die:
Ich HABE Angst,
ich denke und fühle Opfersein und Hoffnungslosigkeit,
aber ich BIN das nicht.
In demselben Augenblick
bin ich in der Gegenwart angekommen,
die unabhängig ist von Vergangenheit und Zukunft.
Ich übernehme wieder Verantwortung für mein Leben,
für Glück, Sinn und Erfüllung.
Als Beobachter und Zeuge meiner selbst,
schaue ich mir sie an,
meine Angst -, Opfer – und Hoffnungslosigkeitsgefühle.
Kann gut sein,
dass das etwas weh tut,
für einen Moment vielleicht sogar stärker wird.
Aber dann,
während des Atmens,
und des Beobachtens meiner selbst,
geschieht das Wunder der Akzeptanz,
die die Wirklichkeit nicht mehr bekämpft.
Da öffnet sich ein neuer, besserer Weg:
Ich bin, der ich bin,
inklusive dem, das ich habe und nicht habe.
Und ich habe die wunderbare Freiheit,
für alles was ich bin und habe,
die Verantwortung so zu tragen,
dass ich Glück, Sinn und Erfüllung erfahre.
Christen und Muslime
Christen und Muslime
Fast überall auf der Welt geschieht es,
dass Menschen Politik und Religion vermischen.
Auch bei uns.
Daraus folgt dann zwangsläufig,
dass auch Krieg und Frieden, Angst und Liebe
und Vergeltung und Vergebung vermischt werden.
Auch bei uns.
Nach erneuten Terroranschlägen
und der wachsenden Zahl muslimischer Mitbürger
betonen einige Politiker,
dass Muslime und Islamisten
nicht in einen Topf geworfen werden dürften,
dass viele Muslime keine Terroristen seien
und dass viele Terroristen keine Muslime seien,
nur durch Geburt.
Das gilt dann wahrscheinlich auch für Christen,
dass viele Christen keine Christen sind.
Nur durch Geburt.
Niemand würde ernsthaft behaupten,
dass die in der christlichen Kultur lebenden
Vergewaltiger, Mörder, Waffenhändler
und Rüstungsverkäufer (Regierungen), Christen sind.
Sie sind es nur durch Geburt.
So, wie IS-Terroristen
nur durch Geburt Muslime sind.
Niemand würde ernsthaft behaupten,
dass es die Christen sind,
die die Asylbewerberheime anzünden.
Niemand würde ernsthaft behaupten,
dass es Christen sind, die ihre christlichen Werte
mit Rache, Gewalt und Mord verteidigen wollen.
Kann man denn ernsthaft annehmen,
dass man jungen arbeitslosen, einsamen und
verzweifelten Christen
nur ein wenig Gemeinschaft, Abenteuer
und ewiges Leben versprechen müsste,
um sie zu Terroristen ausbilden zu können?
Das muss man nicht annehmen, das weiß man,
davon gibt es tausende.
Sie werden überall eingesetzt.
Und in manchen Ländern dieser Erde
weiß man gar nicht so genau,
welche Feinde der Christen
für welche christlichen Werte
und mit welchen christlichen Waffen
ermordet werden sollen.
„Wer das Schwert nimmt,
der wird durch das Schwert umkommen“
(Matthäus 26,52).
Wer Vergeltung will für die Taten
verirrter, gewalttätiger Mitmenschen
(die nur durch Geburt Muslime und Christen sind),
ist nur durch Geburt Muslim oder Christ.
Christliche und muslimische Mitbürger,
Gewalttäter und Politiker
sind ihrem Gewissen und ihrer Gesellschaft
gegenüber verantwortlich
und sollten ihre von Gott geschenkte Religiosität
nicht beschmutzen und ersticken.
Religiosität ist die Rückführung
in die Mitte des Herzens.
Dort ist Frieden, Liebe und Vergebung.
Das gilt von Geburt an,
für Christen, Muslime und alle anderen.
Wer Vergeltung will,
tut das gleiche wie die Attentäter
und sitzt schon jetzt gemeinsam mit ihnen
in derselben Hölle.
Wer in der Mitte seines Herzens
Frieden, Liebe und Vergebung gefunden hat weiß,
dass er zusammen mit dem Attentäter
auf dem Schoß Gottes sitzt.
Und wer das nicht glauben kann oder will,
wird es dennoch erfahren,
weil die Vergebung Gottes glücklicherweise
unabhängig ist von unserer Zustimmung.
Es liegt an uns selbst,
ob wir Frieden, Liebe und Vergebung erfahren,
herauslassen und zum Leben bringen
oder sie mit Krieg, Angst und Vergeltung ersticken.
Vor ein paar Monaten
war in einem kleinen, französischen Dorf
die Synagoge abgebrannt.
Da sagte der Imam zum Rabbi:
Dann kommt doch zu uns zum Beten.
Und so haben sie es gemacht.