Archiv | Mai 2013

Spielen dürfen

Spielen dürfen

 

Eltern und Erzieherinnen fragen sich manchmal

welche Erziehung denn wohl die beste sei.

Vielleicht diese:

 

Wenn Eltern und Erzieherinnen

gütiges Verstehen von Kindern suchen,

indem sie sich mitfühlend einfühlen

und dabei in wohlwollender Selbstfreundschaft

ehrlich, offen und echt in Verbindung bleiben

mit der natürlichen Wärme des Augenblicks,

dann bewirken sie damit

Zugehörigkeit, Sicherheit und Liebe

für sich und die anvertrauten Kinder.

 

Sie müssen dann nicht mehr ringen

um die Balance von Sein und Sollen,

Bewahren und Verändern, Fürsorge und Selbstfürsorge.

Manchmal genügt allein die Bereitschaft

das gute Tun oder Lassen zu wollen.

Alles Beginnen, Teilen und Hingeben

genügt vollkommen,

in seiner ganzen Unvollkommenheit.

 

Eltern und Erzieherinnen

die hin und wieder versuchen

ihre suggerierten oder eingebildeten Unzulänglichkeiten

dadurch zu kompensieren, dass sie versuchen

ihre Vervollkommnung in der Vervollkommnung

ihrer Kinder zu realisieren,

dürfen sich dieser einen unvollkommenen Wahrheit vergewissern:

Vielleicht gibt es nichts Schöneres und Wichtigeres als

Spielen,

am Spiel teilhaben

und beim Spiel zuschauen

 

Kinder, die erleben dürfen Begleiter zu haben,

die spielen können, die mitspielen können

und die beim Spielen zuschauen können,

„erziehen“ Kinder zu Kindern,

die spielen können, mitspielen können

und beim Spielen zuschauen können.

Es sind Kinder, die in Selbstfreundschaft

wohlwollendes Verstehen suchen

bedingungslose Wertschätzung entwickeln

und zu authentischen Persönlichkeiten werden.

Kinder, die im Spiel ihr Leben leben dürfen,

weil sie sich zugehörig, sicher und geliebt fühlen

sind Kinder, die bei anderen

Zugehörigkeit, Sicherheit und Liebe bewirken,

weil sie die ihr eigenes Leben leben lassen.

 

Kinder und Erwachsene,

die spielen, am Spiel teilnehmen

und beim Spiel zuschauen

erfahren sich als frei, leicht, gütig und friedvoll.

Sie erfahren Angst, Kummer und Sorge getragen

von der eigenen Herzenswärme.

Und sie tragen die wohlwollende Güte

kindlicher Himmelsnähe

spielerisch in die Welt. 

Pfingsten

Pfingsten

 

Was ist das?

Auf jeden Fall ein Teil dieser arbeitnehmerfreundlichen Zeit

mit den vielen Feiertagen nach Ostern.

Übersetzt heißt es „fünfzig“, 50 Tage nach Ostern.

Die Freunde Jesu saßen einträchtig beieinander,

noch ganz verwirrt von den vielen Feiertagen:

Karfreitag, Ostern, 1.Mai, Himmelfahrt, Muttertag.

 

Da kam ein Brausen vom Himmel,

sie wurden ganz erfüllt vom Heiligen Geist

und konnten alle Sprachen sprechen und verstehen

um die frohe Botschaft in die Welt zu tragen.

 

Seitdem warten wir auf den Geist,

der uns zu guten Menschen macht.

 

Stattdessen quälen wir uns mit Krieg, Hunger, Armut

Beziehungskrisen, Bankenkrisen, Klimakrisen,

Rechthaben, Besserwissen, Ausgrenzen,

Putzen, Aufräumen, Kinder erziehen,

Dinge kaufen, Leere füllen und Steuern erklären.

 

Und hier das Tröstliche des Pfingstfestes:

Die vom Heiligen Geist Erfüllten

waren keine guten Menschen.

Es waren Mörder, Verräter, Huren und Rechthaber.

 

Alle großen Religionsstifter haben sich vorrangig

um solche Menschen gekümmert.

Jesus soll mal gesagt haben, er käme als Arzt

zu den Kranken, nicht zu den Gesunden.

 

Welch eine frohe Botschaft:

Ich darf als ein vom Heiligen Geist Erfüllter

kein guter Mensch sein wollen oder müssen.

 

Gelingendes Menschsein

ist immer eine Mischung aus

Heiliger und Hure,

Schönheit und Biestigkeit,

Mut und Verzweiflung,

Glauben und Leugnen,

Loslassen und Anhaften,

Herrlichkeit und Erbärmlichkeit.

 

Endlich kein guter Mensch mehr sein müssen.

 

Ich darf erbärmlich sein.

 

 

Und indem ich die Energie und den Schmerz

meiner Erbärmlichkeit

nicht mehr leugne, verdränge und bekämpfe,

kann diese Energie sich verwandeln.

 

Verwandelt sich diese Energie in Mitgefühl

für all die Mörder, Verräter, Huren und Rechthaber,

die mit mir in einem Boot sitzen

und zu denen der Arzt lieber kommt,

als zu den Gesunden.

 

Und wenn ich dann heute versöhnt bin

mit der Gleichzeitigkeit

meiner Erbärmlichkeit und meiner Herrlichkeit

dann ist Pfingsten mehr als ein Feiertag.    

Zum Muttertag

Zum Muttertag

Ich besinne mich auf all das schwere und schöne Glück

Bin mit tiefer Dankbarkeit erfüllt in diesem Augenblick

 

So oft hat Dein Lächeln mich froh gemacht

So oft haben wir herzhaft zusammen gelacht

So oft warst Du die Sonne mitten in der Nacht

 

Sich am Wohlergehen des anderen zu erfreuen

Macht das wunderbare Gefühl unersetzbar zu sein

 

Dem anderen aufrichtige Achtsamkeit zollen

Und ihn wirklich verstehen zu wollen

Da haben sich oft unsere Seelen berührt

Und in immer tiefere Verbundenheit geführt

 

Diese tiefe Liebe die niemals bindet

Und ihr Glück in der Freiheit des anderen findet

Sie lässt sich nicht von Bedingungen stören

Und schenkt dass wir für immer zusammen gehören

 

Ich schenke Dir so gern von meiner Zeit

Schenke mich selbst und meine Dankbarkeit

 

Mich an Dir und Deinem Dasein zu freun

Werden immer meine schönsten Stunden sein

 

Weil ich mein Glück in Deinem Glücke find

Drück ich Dich an mein Herz geschwind

Und danke Dir – Du mein geliebtes Kind

Himmel und Hölle

Himmel und Hölle

Manche Menschen,

wenn sie weder Erzieherinnen noch Eltern sind,

denken manchmal,

dass Kinder, die schreien, kratzen, beißen und treten,

böse seien.

 

Manche Menschen,

die ganz bestimmte Werte vertreten,

denken manchmal,

dass Menschen, die Steuern hinterziehen,

Panzer verkaufen oder andere Menschen verletzen,

böse seien.

 

Was ist das eigentlich für ein Begriff, „böse“?

Und woher kommt er?

Aus der Pädagogik? Aus der Rechtsprechung?

Aus der Theologie? Aus der Kirche?

 

Vorab:

Gelingendes Leben funktioniert nicht mit

Kratzen, Beißen, Treten, Steuer hinterziehen,

Panzer verkaufen und Menschen verletzen.

Wir brauchen Regeln,

damit das Zusammenleben gelingt.

 

Aber „böse“?

 

Vielleicht so:

Was eigentlich haben das tretende Kind,

der Steuerhinterzieher und der Gewalttäter

(der im Plenarsaal und der im Fußballstadion)

gemeinsam?

 

Vielleicht dies:

Sie sehnen sich nach Liebe !

 

Erzieherinnen und Eltern

werden ihr zorniges Kind versuchen zu verstehen,

(ohne ihm den Zorn auszutreiben)

werden es in seinem Zorn liebevoll begleiten und trösten

und werden ihm liebevoll Grenzen aufzeigen.

 

Auf solche Art wird es lernen,

dass mit Gewalt, Durchsetzungsgier, Egoismus,

Ruhm, Ehre, Macht, Habgier und Reichtum,

das Zusammenleben nicht gelingen kann.

 

Als Erwachsener dann,

wird das Kind sich selbst und andere

als Menschen verstehen,

die klare Regeln für das Zusammenleben brauchen –

und sich gleichzeitig nach Liebe sehnen.

 

Ein solcher Mensch

wird sich selbst und andere nicht mehr verurteilen

oder für „böse“ halten.

 

So wird er Sanftheit und Güte in die Welt bringen,

statt Gewalt, Habgier und Hass.

 

Dann wird der Mensch verstehen,

das Himmel und Hölle

keine Zukunftsvisionen für die Guten und die Bösen sind.

 

Gewalt und Habgier

bringen uns der Hölle näher,

in der Gegenwart unseres Zusammenlebens.

 

Sanftheit und Güte

bringen uns dem Himmel näher,

in der Gegenwart unseres Zusammenlebens.

 

In der Hölle der Gegenwart sitzen Menschen

mit Löffeln, die einen Meter lang sind –

und verhungern.

 

Im Himmel der Gegenwart sitzen Menschen

mit Löffeln, die einen Meter lang sind –

und füttern sich gegenseitig.

 

Um Sanftheit und Güte zu finden

müssen wir nicht hart an uns arbeiten.

 

Wir müssen nur kurz innehalten.

Sanftheit und Güte sind dem Menschen angeboren.

Wenn wir uns darauf besinnen, spüren wir:

Unsere Sanftheit und unsere Güte

wollen sich ausdehnen hinein in die Welt

und den Himmel auf die Erde holen.

Hier und Jetzt.