Spielen dürfen
Spielen dürfen
Eltern und Erzieherinnen fragen sich manchmal
welche Erziehung denn wohl die beste sei.
Vielleicht diese:
Wenn Eltern und Erzieherinnen
gütiges Verstehen von Kindern suchen,
indem sie sich mitfühlend einfühlen
und dabei in wohlwollender Selbstfreundschaft
ehrlich, offen und echt in Verbindung bleiben
mit der natürlichen Wärme des Augenblicks,
dann bewirken sie damit
Zugehörigkeit, Sicherheit und Liebe
für sich und die anvertrauten Kinder.
Sie müssen dann nicht mehr ringen
um die Balance von Sein und Sollen,
Bewahren und Verändern, Fürsorge und Selbstfürsorge.
Manchmal genügt allein die Bereitschaft
das gute Tun oder Lassen zu wollen.
Alles Beginnen, Teilen und Hingeben
genügt vollkommen,
in seiner ganzen Unvollkommenheit.
Eltern und Erzieherinnen
die hin und wieder versuchen
ihre suggerierten oder eingebildeten Unzulänglichkeiten
dadurch zu kompensieren, dass sie versuchen
ihre Vervollkommnung in der Vervollkommnung
ihrer Kinder zu realisieren,
dürfen sich dieser einen unvollkommenen Wahrheit vergewissern:
Vielleicht gibt es nichts Schöneres und Wichtigeres als
Spielen,
am Spiel teilhaben
und beim Spiel zuschauen
Kinder, die erleben dürfen Begleiter zu haben,
die spielen können, die mitspielen können
und die beim Spielen zuschauen können,
„erziehen“ Kinder zu Kindern,
die spielen können, mitspielen können
und beim Spielen zuschauen können.
Es sind Kinder, die in Selbstfreundschaft
wohlwollendes Verstehen suchen
bedingungslose Wertschätzung entwickeln
und zu authentischen Persönlichkeiten werden.
Kinder, die im Spiel ihr Leben leben dürfen,
weil sie sich zugehörig, sicher und geliebt fühlen
sind Kinder, die bei anderen
Zugehörigkeit, Sicherheit und Liebe bewirken,
weil sie die ihr eigenes Leben leben lassen.
Kinder und Erwachsene,
die spielen, am Spiel teilnehmen
und beim Spiel zuschauen
erfahren sich als frei, leicht, gütig und friedvoll.
Sie erfahren Angst, Kummer und Sorge getragen
von der eigenen Herzenswärme.
Und sie tragen die wohlwollende Güte
kindlicher Himmelsnähe
spielerisch in die Welt.
Pfingsten
Pfingsten
Was ist das?
Auf jeden Fall ein Teil dieser arbeitnehmerfreundlichen Zeit
mit den vielen Feiertagen nach Ostern.
Übersetzt heißt es „fünfzig“, 50 Tage nach Ostern.
Die Freunde Jesu saßen einträchtig beieinander,
noch ganz verwirrt von den vielen Feiertagen:
Karfreitag, Ostern, 1.Mai, Himmelfahrt, Muttertag.
Da kam ein Brausen vom Himmel,
sie wurden ganz erfüllt vom Heiligen Geist
und konnten alle Sprachen sprechen und verstehen
um die frohe Botschaft in die Welt zu tragen.
Seitdem warten wir auf den Geist,
der uns zu guten Menschen macht.
Stattdessen quälen wir uns mit Krieg, Hunger, Armut
Beziehungskrisen, Bankenkrisen, Klimakrisen,
Rechthaben, Besserwissen, Ausgrenzen,
Putzen, Aufräumen, Kinder erziehen,
Dinge kaufen, Leere füllen und Steuern erklären.
Und hier das Tröstliche des Pfingstfestes:
Die vom Heiligen Geist Erfüllten
waren keine guten Menschen.
Es waren Mörder, Verräter, Huren und Rechthaber.
Alle großen Religionsstifter haben sich vorrangig
um solche Menschen gekümmert.
Jesus soll mal gesagt haben, er käme als Arzt
zu den Kranken, nicht zu den Gesunden.
Welch eine frohe Botschaft:
Ich darf als ein vom Heiligen Geist Erfüllter
kein guter Mensch sein wollen oder müssen.
Gelingendes Menschsein
ist immer eine Mischung aus
Heiliger und Hure,
Schönheit und Biestigkeit,
Mut und Verzweiflung,
Glauben und Leugnen,
Loslassen und Anhaften,
Herrlichkeit und Erbärmlichkeit.
Endlich kein guter Mensch mehr sein müssen.
Ich darf erbärmlich sein.
Und indem ich die Energie und den Schmerz
meiner Erbärmlichkeit
nicht mehr leugne, verdränge und bekämpfe,
kann diese Energie sich verwandeln.
Verwandelt sich diese Energie in Mitgefühl
für all die Mörder, Verräter, Huren und Rechthaber,
die mit mir in einem Boot sitzen
und zu denen der Arzt lieber kommt,
als zu den Gesunden.
Und wenn ich dann heute versöhnt bin
mit der Gleichzeitigkeit
meiner Erbärmlichkeit und meiner Herrlichkeit
dann ist Pfingsten mehr als ein Feiertag.
Zum Muttertag
Zum Muttertag
Ich besinne mich auf all das schwere und schöne Glück
Bin mit tiefer Dankbarkeit erfüllt in diesem Augenblick
So oft hat Dein Lächeln mich froh gemacht
So oft haben wir herzhaft zusammen gelacht
So oft warst Du die Sonne mitten in der Nacht
Sich am Wohlergehen des anderen zu erfreuen
Macht das wunderbare Gefühl unersetzbar zu sein
Dem anderen aufrichtige Achtsamkeit zollen
Und ihn wirklich verstehen zu wollen
Da haben sich oft unsere Seelen berührt
Und in immer tiefere Verbundenheit geführt
Diese tiefe Liebe die niemals bindet
Und ihr Glück in der Freiheit des anderen findet
Sie lässt sich nicht von Bedingungen stören
Und schenkt dass wir für immer zusammen gehören
Ich schenke Dir so gern von meiner Zeit
Schenke mich selbst und meine Dankbarkeit
Mich an Dir und Deinem Dasein zu freun
Werden immer meine schönsten Stunden sein
Weil ich mein Glück in Deinem Glücke find
Drück ich Dich an mein Herz geschwind
Und danke Dir – Du mein geliebtes Kind
Himmel und Hölle
Himmel und Hölle
Manche Menschen,
wenn sie weder Erzieherinnen noch Eltern sind,
denken manchmal,
dass Kinder, die schreien, kratzen, beißen und treten,
böse seien.
Manche Menschen,
die ganz bestimmte Werte vertreten,
denken manchmal,
dass Menschen, die Steuern hinterziehen,
Panzer verkaufen oder andere Menschen verletzen,
böse seien.
Was ist das eigentlich für ein Begriff, „böse“?
Und woher kommt er?
Aus der Pädagogik? Aus der Rechtsprechung?
Aus der Theologie? Aus der Kirche?
Vorab:
Gelingendes Leben funktioniert nicht mit
Kratzen, Beißen, Treten, Steuer hinterziehen,
Panzer verkaufen und Menschen verletzen.
Wir brauchen Regeln,
damit das Zusammenleben gelingt.
Aber „böse“?
Vielleicht so:
Was eigentlich haben das tretende Kind,
der Steuerhinterzieher und der Gewalttäter
(der im Plenarsaal und der im Fußballstadion)
gemeinsam?
Vielleicht dies:
Sie sehnen sich nach Liebe !
Erzieherinnen und Eltern
werden ihr zorniges Kind versuchen zu verstehen,
(ohne ihm den Zorn auszutreiben)
werden es in seinem Zorn liebevoll begleiten und trösten
und werden ihm liebevoll Grenzen aufzeigen.
Auf solche Art wird es lernen,
dass mit Gewalt, Durchsetzungsgier, Egoismus,
Ruhm, Ehre, Macht, Habgier und Reichtum,
das Zusammenleben nicht gelingen kann.
Als Erwachsener dann,
wird das Kind sich selbst und andere
als Menschen verstehen,
die klare Regeln für das Zusammenleben brauchen –
und sich gleichzeitig nach Liebe sehnen.
Ein solcher Mensch
wird sich selbst und andere nicht mehr verurteilen
oder für „böse“ halten.
So wird er Sanftheit und Güte in die Welt bringen,
statt Gewalt, Habgier und Hass.
Dann wird der Mensch verstehen,
das Himmel und Hölle
keine Zukunftsvisionen für die Guten und die Bösen sind.
Gewalt und Habgier
bringen uns der Hölle näher,
in der Gegenwart unseres Zusammenlebens.
Sanftheit und Güte
bringen uns dem Himmel näher,
in der Gegenwart unseres Zusammenlebens.
In der Hölle der Gegenwart sitzen Menschen
mit Löffeln, die einen Meter lang sind –
und verhungern.
Im Himmel der Gegenwart sitzen Menschen
mit Löffeln, die einen Meter lang sind –
und füttern sich gegenseitig.
Um Sanftheit und Güte zu finden
müssen wir nicht hart an uns arbeiten.
Wir müssen nur kurz innehalten.
Sanftheit und Güte sind dem Menschen angeboren.
Wenn wir uns darauf besinnen, spüren wir:
Unsere Sanftheit und unsere Güte
wollen sich ausdehnen hinein in die Welt
und den Himmel auf die Erde holen.
Hier und Jetzt.