Alles erlaubt
Alles erlaubt
Wusstest Du schon,
das ALLES erlaubt ist ?
Du sitzt gerade da und liest.
Das ist erlaubt.
Stattdessen könntest Du die Küche aufräumen,
die Freundin anrufen, an (in) die Luft gehen,
ins Bett kuscheln, Dich betrinken
oder Deinen Feind töten.
Das ist erlaubt.
Du kannst all das aber auch sein lassen.
Das ist auch erlaubt.
ALLES ist erlaubt.
Und es hat Konsequenzen.
Das ist halt so.
Wenn Du die Küche aufräumst,
um kochen zu können,
ist danach die Küche wieder unaufgeräumt.
Wenn Du an die Luft gehst oder ins Bett,
kannst Du die Küche nicht aufräumen.
Draußen könntest Du Dich erkälten.
Wenn Du mittags ins Bett gehst,
liegt meistens direkt neben Dir
der innere Schweinehund.
Und wenn Du Deinen Feind tötest,
kriegst Du abends wahrscheinlich
den Tatort nicht mit,
in dem jemand seinen Feind tötet.
Und trotzdem ist ALLES erlaubt.
Alles hat allerdings jeweils
eine Konsequenz. Oder mehrere.
Du darfst z.B.
Dir oder einem anderen Schaden zufügen.
Oder es sein lassen.
Das ist erlaubt.
Du darfst für Dein oder jemandes Wohlergehen sorgen.
Oder es sein lassen.
Auch erlaubt.
Wahrscheinlich wird es Dir am besten gehen,
wenn Du zu 100% akzeptierst,
was jetzt gerade ist:
Du sitzt da und liest.
Wenn Du Dich jetzt an vorhin erinnerst
oder an gestern,
oder Du jetzt ein wenig planst
für nachher oder morgen,
wird Dich das ein wenig
aus der Gegenwart herausholen,
hinein in Deinen Verstand,
mit dem Du Dich erinnerst oder etwas planst.
Das wär`ein bisschen schade.
Aber das ist auch erlaubt.
Vielleicht spürst Du jetzt beim Lesen dies:
Wenn Du Dir keine Vorwürfe machen musst
(obwohl es erlaubt ist, Dir welche zu machen),
wirst Du auch anderen keine Vorwürfe mehr machen
(obwohl das auch erlaubt ist).
Deine Vorwürfe an Dich oder andere
haben ja meist mit Deinen Überzeugungen zu tun.
Mehr als mit der Realität.
Und mehr mit Deinen schlechten Erfahrungen
aus der Vergangenheit
und Deinen Befürchtungen für die Zukunft.
Und selbstverständlich darfst Du
von Deinen Überzeugungen überzeugt sein.
Das ist erlaubt.
Musst Du aber nicht.
Das ist auch erlaubt.
Vielleicht gibt es auf der ganzen weiten Welt
nur eine einzige wahre Wahrheit,
die wahrhaft wahr ist:
Du sitzt da und liest.
Ostern
Ostern
So stelle ich mir Dein und mein bisheriges Leben vor:
ein weißes Blatt Papier,
mit unzähligen kleinen schwarzen Flecken.
Unzählige kleine schwarze Flecken für all die
Fehler, Urteile, Trennungen, Ängste, Versagen,
Schuldzuweisungen, Zurückweisungen
und schlechten Angewohnheiten.
Manchmal denken wir,
dass diese schwarzen Flecken aus der Vergangenheit,
unsere Gegenwart und unsere Zukunft
bestimmen, beeinflussen und behindern.
Das macht ganz unschöne Gefühle.
Und dann versuchen wir,
nicht an die schwarzen Flecken zu denken,
versuchen uns abzulenken oder davonzulaufen.
Oder wir tun irgendetwas,
das uns ein schönes Gefühl macht.
Aber das hält meist nicht lange,
dann erinnern wir uns wieder an die schwarzen Flecken.
Manchmal ist unser kluger Kopf
ganz besonders trickreich und denkt:
Moment mal:
Da war doch noch was mit Ostern,
mit Versöhnung und Vergebung,
da sind sie doch dann alle weg, die schwarzen Flecken.
Das könnte man die Oster-Illusion nennen.
Und Desillusionierung tut weh.
Wieder ein unschönes Gefühl.
Wir denken also manchmal,
Leugnen, Ablenken und Weglaufen wäre klug.
Aber, wir müssen ja nicht alles glauben, was wir denken.
Und müssen uns von uns selbst nicht alles gefallen lassen.
Und auf einmal fällt uns auf:
viele Menschen (und Gott sowieso)
waren und sind sehr gütig
mit all unseren schwarzen Flecken.
Ist das nicht Grund genug, dass wir selbst,
endlich gütig mit uns selber sind?
DAS könnte die Osterbotschaft sein:
Ich darf jetzt endlich
auch mit mir selbst gütig sein.
All meine vielen schwarzen Flecken
waren und sind meine wichtigsten Lehrer
(womöglich sogar meine größten Geschenke).
Alle meine schwarzen Flecken
(und nur wenn ich hinschaue, kann ich es sehen),
sind vom Osterlicht der Verwandlung angestrahlt.
Sie strahlen sogar heller,
als das ganze weiße Blatt Papier
meines grundsätzlichen Gutseins.
ALLES auf dieser Welt,
der nahe Nächste und der ferne Nächste,
die gesamte Schöpfung und ich,
wir sind alle weiße Blätter Papier
des grundsätzlichen Gutseins,
mit hell strahlenden Flecken darauf.
Strahlende Flecken,
die uns haben gütig werden lassen.
Immer dann,
wenn ich mir meine schwarzen Flecken anschaue,
ganz ohne Selbstvorwurf, Selbstverurteilung und Schuldgefühl,
fangen sie an zu strahlen.
Dann ergreift mich
geheimnisvoll und überwältigend,
eine Güte und eine Sanftheit,
mit denen ich mir die schwarzen Flecken anderer anschaue.
Und dann geschieht,
dass andere ihre schwarzen Flecken mit Liebe anschauen
und zum Strahlen bringen.
Nein, wir müssen das Versöhntsein der ganzen Schöpfung
(an das uns Ostern erinnert), nicht verstehen.
Aber wenn wir hin und wieder
ein wenig innehalten und hinschauen
auf die eigenen schwarzen Flecken und die des anderen,
können wir erleben,
dass all diese Flecken verwandelt sind
und heller strahlen,
als die unschuldig weißen Blätter
unseres grundsätzlichen Gutseins.
Und da ist Ostern.
Verzicht
Verzicht
Viele Menschen mussten am Sonntag
auf die Sonntagsgedanken verzichten.
(durften, konnten, sollten, wollten)
Aber Verzicht passt gut in die Karwoche.
Viele Menschen verordnen sich in der Karwoche
eine ganz bestimmte Abstinenz.
Manche sogar 40 Tage lang,
von Aschermittwoch bis Ostern.
Manche verzichten für eine festgelegte Zeit
auf Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch.
Andere auf Streit, Stress oder Fernsehen.
Wieder andere verzichten auf
Rechthaben, Durchsetzen oder Verurteilen.
Oder auf „Eindruck machen“,
„Rat-schlagend einmischen“ und „es allen recht machen“.
Manche verzichten für einen Zeitraum darauf,
andere eines Fehlverhaltens zu bezichtigen.
Und wieder andere verzichten darauf,
sich einen Verzicht aufzuerlegen.
Dabei ahnen wir
(oder wissen aus eigener Erfahrung),
dass Verzicht
eine der persönlichkeitsbildensten Maßnahmen ist
für die Erziehung und die Selbsterziehung.
Nicht nur Kinder
werden durch Verzicht
zu einem hohen Maß
zum Teilen animiert.
Und wir dürfen unterstellen,
dass der Frieden
in unserer nahen und fernen Welt
in zunehmendem Maß
durch Verzicht und Teilen
erhalten werden kann.
Wir dürfen aber auch unterstellen,
dass Verzicht nicht durch Vergewaltigung
erzwungen werden darf.
Und dass es ein Grundrecht
auf die Befriedigung
von Bedürfnis und Lustgewinn gibt.
Bleibt vielleicht dies:
Verzicht kommt ursprünglich von Verzeihen.
Ich versöhne mich mit meiner Unsicherheit
beim Umgang mit Verzicht und Verzeihen.
Und teile mein Versöhntsein.
Erfahrung
Erfahrung
Was ist das?
Ich glaube, wir verwechseln manchmal, gemachte Erfahrung
mit der neuen, im Jetzt erlebbaren Erfahrung.
Wenn wir uns die erlebbare Erfahrung
zu wenig gönnen,
beeinflusst die gemachte Erfahrung unser Leben so sehr,
dass es zu wenig Raum gibt
für die erlebbare Erfahrung.
Die gemachte Erfahrung ist Geschichte:
Ist Dein Geburtstrauma bewältigt?
Sind alle Zurückweisungen und Vernachlässigungen verarbeitet?
Sind alle Enttäuschungen
aus Deinen Erziehungen und Beziehungen durchtherapiert?
Ist all das, was Du bekamst und wurdest
zu ausbalancierter Identität gereift?
Alle Deine gemachten Erfahrungen
haben Dich zu dem werden lassen, der Du bist,
mit all den Überzeugungen, die Du jetzt hast.
Deswegen hältst Du Deine Geschichte für so sehr bedeutsam.
Je nachdem, wie lange Du gestillt wurdest,
sehnst Du Dich nach fürsorglichen Brüsten
oder empfindest Wohlbefinden,
wenn Du um fürsorgliche Brüste gebeten wirst.
Wozu brauchst Du die Bedeutsamkeit Deiner Geschichte?
Weil Du Dich dann im Recht fühlst,
dass es so kommen musste,
dass Du gar nicht anders werden konntest,
dass Du deswegen jetzt so oder so bist oder handelst.
Und weil Du Dich besser fühlst,
wenn Du damit im Recht bist
und andere ins Unrecht setzt.
All diese gemachten Erfahrungen
bestimmen den Stellenwert,
den Du erlebbaren Erfahrungen im Hier und Jetzt gibst.
Und doch bist Du mehr.
Viel mehr.
Unvergleichbar viel mehr,
als nur das Produkt gesammelter Erfahrungen.
Recht behalten wollen
und ins Unrecht setzen,
macht Dich zum Mittelpunkt DEINER Welt.
Das kann recht anstrengend sein.
In Wahrheit bist Du der Mittelpunkt DER Welt.
Das kann sehr entspannend und befriedigend sein.
Es könnte arrogant wirken,
wenn Du auf die Frage nach dem Mittelpunkt der Welt
ganz selbstverständlich antwortest:
ICH, wer denn sonst?
Im Mittelpunkt der Welt befindet sich Gott.
Und all die anderen Menschen,
die nahen, die fernen und die unbekannten.
Und alle Tiere und Pflanzen.
Und Du und Ich.
Verbunden mit allen und allem.
So gerinnt die vermeintliche Arroganz
zu Demut und Dankbarkeit.
Und so,
im Mittelpunkt der Welt,
hast Du die freie Verantwortung,
für den Einfluss all Deiner gesammelten Erfahrungen
auf Dein Leben im Hier und Jetzt.
Natürlich werden immer wieder Bilder auftauchen
von den gesammelten Erfahrungen.
Und natürlich werden diese Bilder
Gefühle auslösen.
Ein Gefühl aber
dauert in der Regel 30 Sekunden.
Und das gilt für alle Gefühle:
Zorn, Traurigkeit, Eifersucht, Rache, Angst,
Heiterkeit, Freude, Frieden oder Glück.
30 Sekunden.
DANN beschließt Dein Verstand,
das Gefühl zu bewahren
oder loszuwerden.
Mancher bewahrt sein unschönes Gefühl 25 Jahre…
Stattdessen könntest Du das aufkommende Gefühl
von Deinem Verstand abkoppeln
und es für 30 Sekunden
wahrnehmen, erlauben, annehmen, akzeptieren
und am Ende sogar lieben.
30 Sekunden lang.
Dann gleitest Du entspannt, dankbar und zufrieden
hinüber in das nächste Gefühl.
30 Sekunden lang.
Das ist gelebte Verantwortung
für das Loslassen gesammelter Erfahrungen
und das Öffnen für erlebbare Erfahrungen.
Diese Wahrnehmung von Verantwortung für Dein Leben
macht Dich so stark und selbstbewusst und zufrieden,
dass Du alle anderen damit ansteckst.