Dableiben
Dableiben
Gibt es nicht schon genug Leid auf der Welt?
Krieg, Hunger, Armut, Flucht, Krankheit, Trennung, Tod.
Sollten wir nicht wenigstens in Erziehung und Beziehung
Kraft tanken und schenken können?
Bei Dableiben
denke ich an die Mutter im Supermarkt,
wo die verführerische Schokolade
genau in Augenhöhe des Kindes einsortiert wurde.
Soll sie sich durchsetzen, nachgeben oder weglaufen?
Vielleicht fehlt ihr Zeit und Kraft.
Niemand hat ein Recht, sie zu verurteilen,
wenn sie sich durchsetzt, nachgibt oder wegläuft.
Vielleicht aber ist diese Mutter
in einem eigenen Kindheitsmuster gefangen:
vielleicht ist in manch schweren Stunden
zu selten jemand bei ihr dageblieben.
Dieselbe Mutter hat an anderen Tagen
genug Zeit und Kraft um da zu bleiben bei ihrem Kind.
Dann wird sie sich nicht durchsetzen,
wird nicht nachgeben und nicht weglaufen.
Und wird in allen drei Fällen
nicht auf ihr Rechthaben bestehen.
Sie wird ihr trauriges, enttäuschtes oder wütendes Kind
ganz liebevoll in den Arm nehmen,
seinen Schmerz teilen
und da bleiben
(unabhängig vom Ärger in der Schlange hinter ihr).
Im Dableiben
wird ihre Liebe
immer wieder neu
genau wissen,
ob sie Ja oder Nein sagt.
Kinder auf dem Weg erwachsen zu werden
brauchen Durchsetzen, Nachgeben oder Weglaufen.
Die Mutter aber, die in Beziehung ist mit ihrem Kind,
wird immer wieder auf kindlich-kindische Muster
verzichten können
um einfach „nur“ da zu bleiben.
Und wir Erwachsenen leiden in unseren Beziehungen
unter Streit, Unfrieden, Disharmonie
(als gäbe es nicht schon genug Leid in der Welt).
Manchmal
ist Durchsetzen, Nachgeben oder Weglaufen
ein Muster aus der eigenen Kindheit.
Manchmal
finden wir einfach nur die Kraft nicht um dazubleiben
(oder wir glauben, wir hätten sie nicht)
Manchmal
entlasten wir uns mit Schuldzuweisung
an uns selbst oder den anderen.
Meistens verbinden wir verlassen und verlassen werden damit,
den anderen ins Unrecht zu setzen
(das ist ganz menschlich, bewahrt aber den Schmerz).
In dem Moment aber,
in dem wir verlassen und verlassen werden
nicht mehr mit Schuld assoziieren,
können wir damit beginnen,
Verantwortung zu übernehmen,
für die eigenen Muster:
Ab wann bin ICH nicht mehr da geblieben,
bevor ! ich weggelaufen bin?
Ab wann bin ICH nicht mehr da geblieben,
bevor ! Du weg gelaufen bist.
Genau so könnten wir Verantwortung übernehmen
(das ist das Gegenteil von Schuld)
für alle bestehenden und zurück liegenden Beziehungen:
ICH war weg gelaufen.
Und ich will jetzt da bleiben.
Und so gilt dann wohl für Partner und Eltern,
Freunde, Kollegen oder Nachbarn:
wer weg gegangen ist aus der Beziehung
(auch wenn es nur innerlich oder heimlich war),
kann zurückkommen
und da bleiben.
Und das gilt wohl auch
für das endgültige verlassen oder verlassen werden,
Du kannst da bleiben,
in Trauer, in Beziehung und in Liebe.
Es geht einfach nur darum,
einen Standpunkt einzunehmen.
Den Standpunkt des Standhaltens und Dableibens.
Es ist der Standpunkt,
bei dem Du etwas bewegst,
weil Du Dich bewegst.
Denn:
Dableiben ist Liebe.
Und Liebe ist Dableiben.
Tu was Du willst
Tu was Du willst
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Mit diesem oder ähnlichen Erziehungszielen oder Leitgedanken
sind wir erzogen worden und aufgewachsen.
Und irgendwie stimmt es ja wohl auch.
Was aber ist daraus geworden?
Anspruch, Anforderung, Stress und Druck.
Eben all das, mit dem eine Leistungsgesellschaft
am besten funktioniert.
All das, mit dem wir unseren Selbstwert und den anderer
definieren, auf- oder abwerten.
Fleißig sind wir geworden, pünktlich und zuverlässig,
liebevoll anpassungsfähig, treu und gehorsam.
Zielstrebig strebsam bleiben wir auf dem begonnenen Weg.
Wir halten durch und aus.
Wir pflegen unsere Beziehungen, unsere Talente,
unsere Werte und Überzeugungen.
Wir tun so viel Gutes,
dass man uns mit Recht für einen guten Menschen hält.
Manchmal verordnen wir uns sogar
ein kleines Geschenkpäckchen Heiterkeit,
Entspannung und Lebenslust
Und tun auch damit Gutes.
Dabei sammeln wir Kraft,
das Ausbrennen ein klein wenig hinaus zu zögern.
Was eigentlich geschieht da, bei all dem Guten?
Vielleicht dies:
Wir möchten so gern anerkannt und geliebt sein.
Möchten es so gern allen recht machen.
Werden dabei klammheimlich
immer perfektionistischer.
Wollen immer mehr Gutes tun,
weil wir insgeheim glauben,
doch nicht gut genug zu sein.
Solange, bis die Kraft weg ist.
Und stattdessen ?
Stattdessen könnten wir aufhören
immerfort nur Gutes zu tun,
Gutes tun zu wollen und zu müssen.
Endlich einsehen,
dass wir gut sind, so wie wir sind.
Mit Allem. Inklusive Allem.
Endlich zufrieden sein.
Zu – Frieden sein.
Alles ist gut.
Wir alle haben es mehrfach erlebt:
die Dinge entwickeln sich.
entwickeln sich zum Guten,
wenn wir sie nicht erzwingen wollen.
Alles, was wir loslassen,
wahrhaft loslassen,
lässt sich, geheimnisvoll geführt,
in Frieden bei uns nieder.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ ???
Eher dies:
Am besten Du lässt es,
dann gibst Du Dein Bestes.
Nein, nein,
dies ist keine Einladung zu Ignoranz und Trägheit !!!
Es ist die wundersame Erfahrung,
die wir alle gemacht haben:
Im vertrauensvoll liebenden Nichtstun
ist alles Wesentliche getan.
setzen sich Wahrheit und Liebe durch.
Diese beiden,
die am liebsten dann erscheinen,
wenn sie nicht durch erzwungenes Gutsein
herbeigefordert werden.
Immer dann,
wenn wir den Raum erfüllt sein lassen
durch unser zufriedenes Nichtstun,
geschieht durch uns das Wesentliche,
das automatisch getan ist.
Und wenn Du gleich irgendetwas Gutes tun willst,
Dir oder jemand anderem, dann mach nur.
Du wirst damit keinen großen Schaden anrichten.
Tu was Du willst. Oder lass es.
Immer dann, wenn Dich das „Sowohl als auch“ berührt,
berührt Dich die Liebe.
WM-Finale
WM-Finale
Ich
und 30 Millionen andere, nicht berufene Bundestrainer
wüssten genau,
was der eine, berufene Bundestrainer
heute Abend tun müsste,
damit „wir“ Weltmeister werden.
Und nach dem Spiel
werden wir ziemlich genau wissen,
was der eine, berufene Bundestrainer
richtig oder falsch gemacht hat.
Obwohl wir schon jetzt ziemlich genau wissen,
was der eine, berufene Bundestrainer richtig gemacht hat.
Er war uns – in vielerlei Hinsicht – ein gutes Vorbild,
weil er – im Gegensatz zu uns nicht berufenen Bundestrainern
– nicht immer Recht haben wollte
– nicht immer alles besser wissen wollte
– sich und anderen Fehler erlaubt und ermöglicht hat
Der berufene Trainer der deutschen Nationalmannschaft
hat Führungskompetenz bewiesen.
Er hat eine Atmosphäre geschaffen,
in der 23 Spieler
zu einem Team zusammen wachsen konnten.
Kein Verlierer
wurde belächelt, verhöhnt oder gedemütigt.
In keiner Phase des Turniers ging es darum,
dass Glück und Leben von Sieg und Erfolg abhängt.
Mit diesem berufenen Bundestrainer
ist Fußball wieder Spiel und Sport.
An einer Stelle
kommt diese Führungskompetenz
des berufenen Bundestrainers an eine Grenze:
er und die 23 Spieler
werden heute Abend gewinnen wollen,
das gehört bei so einem Turnier dazu.
Aber es ist diese Atmosphäre
des nicht unter allen Umständen gewinnen Müssens,
die diese Mannschaft erfolgreich sein lässt.
Dieser berufene Bundestrainer
würde in einem anderen Kontext
vielleicht dies lehren:
es ist ein wunderbares Geschenk Zweiter zu sein.
Nur der Erfolg, der kein Erfolg sein muss,
kann ein Erfolg werden.
Nur der Erfolg, den ich loslasse,
will gerne zu mir kommen.
Und noch eins,
das diesen berufenen Bundestrainer so erfolgreich macht:
er sucht nicht vorrangig seinen Erfolg.
Er schafft Räume,
in denen andere erfolgreich sein können.
Vor allem damit
ist uns dieser Bundestrainer ein gutes Vorbild:
er bezieht seinen Selbstwert daraus,
dass andere sich in seiner Gegenwart als wertvoll empfinden.
Und dass sie sich als Sieger fühlen, wenn sie Zweiter werden.
DAS will ich von diesem Bundestrainer
unabhängig vom Ausgang des WM-Finales,
für alle meine Beziehungen lernen:
Ich beziehe meinen Wert
aus WIN/WIN – Situationen.
Ich beziehe meinen Wert daraus
andere erfolgreich zu machen.
Ich beziehe meinen Wert daraus,
gerne auch Zweiter zu sein.
Ich beziehe meinen Wert daraus,
die Leistungen anderer zu würdigen.
Selbstverständlich:
es wird heute Abend
im Finale der Weltmeisterschaft darum gehen,
ein Tor mehr zu schießen.
Einiges dabei wird mit Glück zu tun haben.
Aber dies eine brauche ich mir nicht zu wünschen:
einige der deutschen Spieler
werden zumindest innerlich
einen Diener machen
vor dem sogenannten „Gegner“,
egal ob der „Sieger“ ist oder „Verlierer“.
Eifersucht
Eifersucht
Obwohl es immer mehr Singles gibt –
es gibt noch immer Menschen,
die in Partnerschaften und Beziehungen leben.
Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen gemacht
und dann das Alleinbleiben gewählt.
Liebesbeziehung ist kein Ponyhof.
Falls Du noch in Beziehung bist, sei froh.
Sei froh, dass Dein Partner noch immer bei Dir ist.
Wahrscheinlich seid Ihr tatsächlich manchmal
froh miteinander und beieinander.
Vielleicht manchmal sogar glücklich.
Falls Ihr manchmal miteinander glücklich seid,
sei froh.
Aber Achtung:
Diese Momente, in denen Du erlebst glücklich zu sein,
beinhalten eine große Versuchung:
Du denkst,
Du brauchst den anderen, um glücklich zu sein.
Es sind diese Momente,
in denen Du Eifersucht entwickelst.
Manche Menschen
entwickeln sogar leidenschaftliche Eifersucht.
Leidenschaftliche Eifersucht
ist diese Haltung,
bei der man mit Eifer sucht,
was Leiden schafft.
Vielleicht gehörst auch Du
zu den Menschen, die denken,
so ein bisschen Eifersucht ist doch ganz prickelnd
und ein kleiner Beweis für das Liebhaben.
Kann ja auch sein.
Kann aber auch so sein:
Auch die kleine Eifersucht
könnte Beziehungen infizieren,
könnte eigentlich feindschaftlich sein.
Warum das?
Weil Du nicht lieben kannst, wen Du brauchst.
Es kann nur umgekehrt sein:
Du solltest jemanden nur deswegen brauchen,
weil Du ihn liebst.
Um ihn glücklich zu machen.
Nicht um glücklich gemacht zu werden.
Die Eifersucht sagt:
Ich brauche Dich für mein Glücklichsein,
deswegen musst Du so und so sein.
Darin liegt nicht nur die Infizierung durch Feindschaft.
Es ist eine ziemlich gewisse Garantie
für das Ende einer Beziehung.
Außer Ihr seid Euch darin einig,
mit einer unglücklichen Beziehung zufrieden zu sein
(sie kocht und er mäht den Rasen).
Solange Eifersucht ein Thema ist,
lebt Ihr mit dem Risiko der Trennung.
Und dieses Risiko verstärkt die Eifersucht.
Solange Du denkst, dass er bei Dir bleiben muss,
damit Du glücklich sein kannst,
hat er keine freie Wahl mehr, bei Dir zu bleiben.
Und solange Du denkst, dass Du bei ihm bleiben musst,
damit er glücklich sein kann,
hast Du keine freie Wahl mehr, bei ihm zu bleiben.
So vertreibt Ihr einander.
Fazit:
Wenn Du nicht ohne Beziehung glücklich sein kannst,
kannst Du es mit Beziehung auch nicht.
Meistens wirst Du das oder den verlieren,
das oder den Du nicht bereit bist
nicht zu haben.
Ganz offensichtlich ist es so,
dass Liebe immer mit Freiheit zu tun hat.
Und Freiheit mit Liebe.
Wenn Du also Deinem Partner „erlaubst“,
nicht in dieser Beziehung zu sein
und Dich nicht glücklich machen zu müssen,
wird er in dieser Beziehung sein wollen.
Und wenn Du Deinen Partner
nicht glücklich machen musst, (weil er glücklich ist)
wirst Du große Lust haben,
ihn glücklich zu machen.
Und irgendwie ist es doch glücklicher zu zweit.
Stimmt`s?